Grünes Zentrum setzt auf Trockenbau

Im Grünen Zentrum in Holzkirchen haben mehrere Organisationen, Verbände und Selbsthilfeeinrichtungen der bayerischen Land- und Forstwirtschaft ein neues Zuhause gefunden. Massivholzelemente aus Brettsperrholz bilden die Tragstruktur der verschiedenen Büro- und Schulungsgebäude. Die hier geforderten hohen Brand- und Schallschutzqualitäten ließen sich nur in Trockenbauweise erfüllen.

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Viele Nutzer, ein Gedanke, und der ist grün: Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Holzkirchen mit Land- und Hauswirtschaftsschule sowie Almakademie, der Almwirtschaftliche Verein Oberbayern, die Waldbesitzervereinigung Holzkirchen e.V., die Kreishandwerkerschaft Miesbach-Bad Tölz-Wolfratshausen und nicht zuletzt der Bayerische Bauernverband mit seinen Dienstleistungsunternehmen haben im Grünen Zentrum in Holzkirchen ein neues Zuhause gefunden. Und damit einen Standort, der schon baulich eindeutig den Nachhaltigkeitsgedanken jener Dienstleister und Verbände repräsentiert.
Die unterschiedlichen Nutzungen des als Passivhaus konzipierten Büro- und Schulungsgebäudes haben die Entwurfsarchitekten Wilfried Dederer und Gerhard Simson in einer klaren Gliederung in mehreren Gebäudeflügeln untergebracht.Der zentrale Eingangsbereich mit angegliederter Mensa ist vollkommen verglast und erschließt die beiden Flügel, das dreigeschossige Amts- und Schulgebäude sowie den zweigeschossigen »Verbändetrakt«. Das Internat für die Hauswirtschaftsschülerinnen steht abgerückt von den anderen Baukörpern und garantiert so den Bewohnerinnen mehr Privatheit.
Mit zwei beziehungsweise drei Geschossen ist das Grüne Zentrum ein relativ niedrig gehaltener Bau, für den Holz aus bayerischen Wäldern auf vielfältige Weise eingesetzt wurde. Als tragende Bauteile dienen Massivholzelemente aus Brettsperrholz, die im Gebäudeinneren zum großen Teil sichtbar sind. Selbst der Aufzugsschacht besteht aus Holz, ebenso die aus Lärche gearbeitete Fassadenschalung, die Türen und Holz-Aluminium-Fenster, die Akustikdecken in Weißtanne und die Holzweichfaserdämmung.

Kapselkriterium K260 erfüllt
Um die brand- und schallschutztechnischen Herausforderungen des Büro- und Schulungsgebäudes optimal zu bewältigen, entschied sich der Bayerische Bauernverband (BBV) als Bauherr, im Innenbereich vorwiegend im Trockenbau zu arbeiten. Im Sozialbereich, also in den Pausen- und Aufenthaltsräumen sowie zwischen dem Platten- und Vorbereitungsraum des Grünen Zentrums setzte er im Rahmen der Trockenbaukonstruktion zudem insgesamt fünf »Knauf Pocket-Kit« Schiebetüren ein. Sie bieten enorme Raumvorteile, da der Platz für das Öffnen und Schließen der Türen entfällt, und ermöglichen auf einfache Weise barrierefreie Zugänge. Als akustisch wirksame und brandhemmende Bekleidungen wählte der BBV Gipsplatten der Firma Knauf, als Dämmung nachhaltige Knauf Insulation Glaswolle-Dämmstoffe mit »Ecose«-Technology, die bis zu 80 % aus Recycling-Glas bestehen und mit einem Bindemittel auf Basis natürlicher Rohstoffe gebunden werden.Die tragenden BSH-Träger in den Treppenhäusern verkleideten die vom Generalunternehmern müllerblaustein GmbH beauftragte Trockenbaufirma Heinrich Schmid aus Brandschutzgründen mit Feuerschutz- und Massivbauplatten. Decken und Dachelemente wurden ebenfalls brandschutztechnisch ertüchtigt und die als Fluchtwege ausgewiesenen Flure mit abgehängten Decken bekleidet (F30-Anforderung). Dort, wo dicht an dicht verzogene technische Installationen die Montage von Deckenabhängungen unmöglich machten, kamen frei tragende Decken zum Einsatz.
Die Massivholzwände der einzelnen Brandabschnitte mussten ebenso wie die an die Treppenhäuser grenzenden Wände hochfeuerhemmend ausgeführt werden. Eine Lage 12,5 mm Knauf Feuerschutzplatten und eine weitere Lage 25 mm Massivbauplatten stellen sicher, dass die Konstruktionen dem Kapselkriterium K260 genügen. Brandschutztüren wurden in spezielle Wandabschnitte nach Musterbaurichtlinie eingestellt. Diese Segmente wurden wiederum in die Brandabschnitte integriert.
Um Brandschutzklappen entsprechend den geltenden Vorschriften einzubauen, mussten die Trockenbauer ebenfalls eine Sonderlösung ausarbeiten. Denn es gibt zwar Zulassungen für den Einbau von Brandschutzklappen in mit Gipsplatten bekleidete Holzständerwände, aber nicht für deren Einbau in mit Gipsplatten verkleidete Holzwände. Entsprechend wurden die Brandschutzklappen in einzelne Holzständerwandsegmente mit Gipsplattenverkleidung aus zwei Lagen GKF-Platten eingebaut. Im Anschluss integrierten die Handwerker jene Segmente in die mit Gipsplatten bekleideten Holzwände und erreichten auf diese Weise die bauliche Zulassung.Hohe Schallschutz­anforderungen
Entsprechend der jeweiligen bauphysikalischen Anforderungen kamen im Grünen Zentrum für die Beplankung der restlichen Wände unterschiedliche Platten zum Einsatz, in den Bädern etwa GKBI-Platten. Nichttragende Trennwände wurden grundsätzlich als Metallständerwände errichtet und entsprechend den brand- und schallschutztechnischen Anforderungen mit Gipsplatten beplankt. Bei einigen Bürotrennwänden wurden aufgrund der Fassadengestaltung Wandverjüngungen (Wandschwerter) eingebaut. Diese ermöglichen einen lediglich 48 mm schlanken Anschluss an die Fassade. Dafür wurde folgender Aufbau gewählt: beidseitig 15 mm »Knauf Fireboardplatten« mit einem 2 mm dickem verzinktem Stahlblech und 10 mm Steinwolle (Rohdichte > 150 kg/m3).
In den Fluren verbergen Vorsatzschalen auf Basis von Holzunterkonstruktionen mit einer zweilagigen Beplankung aus Diamantplatten dahinter verlaufende Installationen. Um erhöhten Schallschutzvorschriften zu genügen, wurden diese an den Trennwänden zu den Schulungsräumen mit Direktschwingabhängern befestigt und die Zwischenräume zusätzlich mit »Ecose«- Glaswolle gedämmt.
Sämtliche Schallschutzwände des Grünen Zentrums basieren auf einer Kombina­tion von »Silentboard«-Platten mit »Diamantplatten« (Rw,R 63-65 db, je nach Wandstärke). Bei doppelten Beplankungen mit »Silentboard«-Platten konnte auf dieser Basis mit einer sehr geringen Gesamtwandstärke von 10 cm ein sehr hoher Schallschutz (Rw,R 65 dB) erzielt und gleichzeitig die Brandschutzanforderung F90 erfüllt werden. Mit dem Ziel, noch bessere Schallschutzwerte zu erzielen, füllten die Trockenbauer die für Trennwände mit Schallschutzdefinitionen gedachten CD 60/27-Profile vor der Montage komplett mit Dämmstoff. Und erreichten mit derartigen Detailideen sowohl schalltechnisch als auch in punkto Brandschutz Werte, die dem Grünen Zentrum nachhaltig Ehre machen.




Bautafel
Bauherr_ Bayerischer Bauernverband (BBV), Holzkirchen
Architekt_ Wilfried Dederer und Gerhard Simson
Ausführung: Heinrich Schmid GmbH & Co.KG, Chemnitz/Röhrsdorf
Generalunternehmer_ müllerblaustein GmbH, Blaustein
Fachberatung_ Josef Füssinger, Knauf Insulation GmbH
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