Der Hersteller von Baustoffen aus Naturstein und Beton blickt dieses Jahr auf 125 Jahre erfolgreiche Firmengeschichte zurück. Peter Nüdling, einer der geschäftsführenden Gesellschafter, führt das Familienunternehmen in der vierten Generation. Im Gespräch mit dem baustoffPARTNER berichtet er über die Erfolge der Vergangenheit und die Herausforderungen, die gegenwärtig und zukünftig auf das Unternehmen und die Branche zukommen. Der 62-Jährige leitet das Unternehmen seit 1991 und ist auch heute noch fasziniert davon, wenn aus vielen Einzelteilen etwas Neues entsteht – und sieht den Fachkräftemangel als eine der zentralen Wachstumsbremsen.
Nachhaltig produziertes Sortiment mit Nutzen für Umwelt und Klima
Neben Produktionsverfahren, die mit kurzen Transportwegen und Recyclingverfahren die Umwelt schonen sollen, setzt das Unternehmen gezielt auf Produkte, die ebenfalls zum Schutz von Umwelt und Klima beitragen_ Wand- und Mauersteinsysteme mit guter Dämmung aus umweltfreundlichen Materialien oder Polystyrol sowie Brechsand aus Phonolith, aus dem sich hervorragend dämmende Mineralwolle herstellen lässt.
Der Hersteller forscht außerdem an ebenfalls recycelbarem Leicht- und Schaumbeton und hat bereits im Jahr 2005 mit »AirClean« eine Lösung auf den Markt gebracht, die der aktuellen Debatte um schädliche Stickoxide in Autoabgasen schon damals weit voraus war_ Als Pflasterstein oder auch als Granulat zur Einbringung in Asphaltdecken verfügt »AirClean« über eine photokatalytisch wirkende Oberfläche, die den Schadstoffgehalt in der Luft um bis zu 10 % reduzieren kann. Das haben Tests mit dem Fraunhofer-Institut auf der werkseigenen Test- und Messstrecke ergeben. Als Katalysator kommt bei dem Verfahren ein küstliches Gestein auf Betonbasis zum Einsatz, dem ungiftiges Titanoxid zugesetzt wird. Nach dem Prozess, der von der natürlichen UV-Strahlung in Gang gesetzt wird, bleibt von einem Teil des Stickstoffdioxids lediglich einfacher Stickstoff zurück.
Auch beim Gesteinsabbau arbeitet das Unternehmen im Einklang mit der Natur_ Die jeweils in der Nähe zur Produktionsstätte gelegenen Basalt- und Phonolith-Steinbrüche werden nach dem Abbau sorgfältig rekultiviert und renaturiert. Flora und Fauna erobern sich ihren Lebensraum zurück – mit großem Erfolg_ teilweise leben in den neuen Biotopen mehr Arten als vor dem Abbau.
Holding übernimmt zentrale Aufgaben für die einzelnen Standorte
Mit Übernahme der Geschäftsführung durch Peter Nüdling im Jahr 1991 folgte u.a. die sukzessive Neustrukturierung des Unternehmens. Gemeinsam mit Reinold Weber (1987–2013), ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter, wurde eine Spartenorganisation eingeführt und die operative Betriebstätigkeit in die drei Geschäftsbereiche Natursteine, Betonelemente und Fertigteiltechnik übertragen. Sie sind seit 1999 selbstständig und operieren eigenständig unter dem Holding-Dach der Franz Carl Nüdling Basaltwerke mit Sitz in Fulda. Zentrale Dienste wie Einkauf, Buchhaltung und Marketing sind ebenfalls in der Holding angesiedelt.
Die F.C. Nüdling Betonelemente GmbH produziert Betonelemente für den Garten- und Landschaftsbau, den Straßenbau sowie Wandbaustoffe für den Hochbau. Für Natursteinprodukte wie Split und Schotter aus eigenen Steinbrüchen ist die F.C. Nüdling Natursteine GmbH zuständig, und als Hersteller für den Systemrohbau ist die F.C. Nüdling Fertigteiltechnik GmbH Spezialist für Fertigbau- und Schallschutzelementen in Massivbausweise.
Zum Umsatz von ca. 60 Millionen Euro pro Jahr steuert der größte Bereich Betonelemente mit 36 Millionen etwa 60 % bei. Der Rest verteilt sich zu je etwa 20 % auf die Bereiche Naturstein bzw. Fertigteile.
Für die Idee zur Entwicklung der »AirClean«-Oberfläche zur Luftreinhaltung hat F.C. Nüdling das Gütesiegel »Innovativ durch Forschung« vom Stifterverband Deutsche Wirtschaft erhalten.
Produktion, Logistik, Bau Fachkräftemangel in allen Bereichen bremst Wachstum
Die Prognosen für die Zukunft sehen gut aus_ Zwar habe laut Peter Nüdling das jüngste Wachstum nicht mit dem allgemeinem Bau-Boom mithalten können, »aber es wäre durchaus noch mehr drin«, wie er anfügt. Trotz eines angenehmen Betriebsklimas und motivierten Mitarbeitern, die überwiegend schon lange und teilweise auch schon in der zweiten oder dritten Generation im Unternehmen arbeiten, beklagt er auch in seinem Zuständigkeitsbereich den Fachkräftemangel, dem er mit gezielter und qualifizierter Ausbildung entgegensteuern will. »Wir müssen die Mitarbeiter erst bekommen und sie dann als hochqualifizierte Fachkräfte im Unternehmen halten«, lautet seine Devise.
Doch auch in anderen Bereichen hapert es an Personal_ Bei den Auftraggebern, seien es Planungs- und Architekturbüros oder die öffentliche Hand, fehle es ebenfalls an Fachkräften. »Während die Bautätigkeit in allen Bereichen stetig zugenommen hat, wurden allenthalben die Stellen reduziert_ Ende der 90er-Jahre waren etwa 1,4 Millionen Mitarbeiter für Planung und Genehmigung tätig, heute sind es nur noch etwa 800 000«, rechnet er vor.
Dazu kommt natürlich der Mangel an Arbeitskräften bei den ausführenden Bauunternehmen und nicht zuletzt die Frage der Logistik_ »Auch die Fracht ist mittlerweile ein absoluter Engpass-Faktor, weil es auch den Spediteuren an Fahrern fehlt«, ergänzt Vertriebs-Chef Frank Diegmüller. Und das, obwohl der Hersteller schon lange auf regionalen Vertrieb und ein industrielles Partnerkonzept setzt, das bei spezialisierteren Produkten eine Linzenz-Fertigung vor Ort ermöglicht und damit lange Transportwege eingespart werden. »Lediglich Fertigteil-Produkte wie Lärmschutzwände werden bundesweit ausgeliefert, bei den Liapor-Wänden aus Blähton liegt der Radius bei etwa 200 km«, erläutert Diegmüller.
Die Belieferung von Baumärkten ist in diesem Konzept nicht vorgesehen_ Zu groß wäre der logistische Aufwand. Stattdessen vertreibt F.C. Nüdling seine Produkte fast ausschließlich über den Fachhandel und sieht sich dabei als Dienstleister. »Die Abwicklung der Aufträge einschließlich der Lagerung und Kommissionierung erfolgt bei uns im Haus«, erklärt Nüdling. Ein Team von zehn Außendienst-Mitarbeitern unterstützt dabei.
Für die Zukunft gerüstet: Investitionen in Produktion, Personal und Digitalisierung
Der zu erwartenden positiven Entwicklung begegnet das Unternehmen mit entsprechenden Investitionen. Zwar könne auch das Wachstum des größten Bereichs Betonelemente nicht mit der Branche mthalten, aber für die Bereiche Frertigteiltechnik und im Naturstein-Bereich sind die Prognosen für die kommenden Jahre gut.
Neben der nun abgeschlossenen Neuausrichtung des Werks Wandersleben (s. Infokasten) mit einem Investitionsvolumen von rund 7 Millionen Euro stehen stehen weitere Projekte an_ Das Naturstein-Werk Suhl in der nördlichen Rhön wird modernisiert, und im Bereich der Betonelemente werden im Werk Seiferts sukzessive die Maschinen getauscht, wobei für jede ein Betrag zwischen 1 und 1,2 Millionen Euro fällig wird.
Mit Investitionen von jährlich rund 2,5 bis 3 Millionen Euro in den unterschiedlichen Geschäftsbereichen macht sich das Unternehmen auch nach 125 Jahren immer wieder aufs neue fit für die Zukunft.
Besonderes Augenmerk gilt dabei dem bereits erwähnten Bereich Personal, um unter anderem mit Maßnahmen wie Förderung und Weiterbildung den Nachwuchsmangel in den Griff zu bekommen. Aber auch bei der Digitalisierung warten die nächsten Herausforderungen – wenn es darum geht, Abläufe entlang der eigenen Wertschöpfungskette digital darstellbar zu machen und durch entsprechende Daten besser miteinander zu vernetzen.
Dabei gilt für die Zukunft, was Peter Nüdling und seine Vorfahren schon aus 125 Jahren Geschichte wissen_ Das Ganze ist immer mehr als die bloße Summe seiner Teile – ganz gleich, ob es um die Wände geht, aus denen ein ganzes Haus wird, oder um die digitalen Bausteine, die allen Beteiligten von Nutzen sein sollen.
Info
Den Anfang machte Franz Carl Nüdling 1893 mit derGründung einer Produktion am Phonolith-Steinbruch Rupsroth/Rhön. Die Geschäftsführung dieses Werks übernahmen die beiden Söhne August und Richard Nüdling, die nach dem Tode ihres Vaters im Jahr 1931 die beiden Betriebe in Rupsroth und in Billstein zur Firma Franz Carl Nüdling Basaltwerke OHG Fulda vereinigten und in die Produktion von Asphaltmischgut und Betonelementen einstiegen, die erstmalig im Werk Seiferts ab 1943 hergestellt wurden. Später verlagerte sich der Produktionsschwerpunkt auf Pflaster, Gartenmauersysteme und weitere Produkte für den Straßen- bzw. Garten- und Landschaftsbau. Mit der Übernahme des Steinbruches in Suhl/Hasselstein 1951 wurden die Produktionskapazitäten für Produkte des Straßen- und Betonbaues erheblich vergrößert.
1964 erweiterte FCN seine Produktpalette mit der Übernahme des Fertigteilwerkes Grünkorn (in Fulda) um Betonfertigteile für den Hausbau und den Lärmschutz an Straßen. In den Jahren 1966 bis 1991 übernahm mit Hans Dieter Nüdling (bis 1991) und Franzkarl Nüdling (bis 1987) die dritte Generation die Geschäfte. Mit Übernahme der Geschäftsführung durch Peter Nüdling im Jahr 1991 folgte u.a. die Neustrukturierung des Unternehmens gemeinsam mit Reinold Weber (1987–2013), ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter.
Mit dem Ausscheiden von Reinold Weber im Jahr 2013 folgte ihm Bernhard Pilz als Geschäftsführender Gesellschafter bei der Franz Carl Nüdling Basaltwerke GmbH + Co. KG. Darüber hinaus folgte eine Neustrukturierung der Geschäftsführung in den Gesellschaften der Gruppe. So wurde für die F.C. Nüdling Betonelemente GmbH + Co. KG Frank Diegmüller als Geschäftsführer für die Bereiche Vertrieb und Marketing bestellt. Bernhard Klöppner wurde ebenfalls als Geschäftsführer für die Bereiche Technik und Produktion berufen. Die Position als Geschäftsführer der F.C. Nüdling Fertigteiltechnik GmbH + Co. KG hat Thomas Zentgraf inne.
An insgesamt sechs Standorten überwiegend in Hessen und Thüringen beschäftigt das Unternehmen rund 380 Mitarbeiter.
Qualität aus Wandersleben
Mit Beginn des Baubooms Anfang der 90er-Jahre wurde das Betonwerk der F. C. Nüdling GmbH + Co. KG in Wandersleben im Landkreis Gotha (Thüringen) gegründet. Seit Mitte 1992 wurden Funktions- und Massenpflaster aus Beton sowie Wandbausteine gefertigt.
Nachdem der Absatz Ende der 90er-Jahre stagnierte, wurde das Werk zu einer zentralen Produktionsstätte für Betonsteinplatten umgebaut. Die ersten Trends wurden mit der Produktgruppe »Hacienda« gelegt, einer Schieferoberfläche im mediterranen Stil, die bis zu diesem Zeitpunkt nur im Gießbeton-Verfahren hergestellt wurden.
Mit der Innovation, diese prägnante Oberflächenstruktur seriell fertigen zu können, hatte F. C. Nüdling zu diesem Zeitpunkt die Nase vorn. Basierend auf diesen technischen Erkenntnissen entstand dann mit der Produktgruppe »MyLine« das Pendant für den modernen Baustil.
Die bestehende Terrassenplatten-Produktionen Mühlhausen und Zwickau wurden nun im Werk Wandersleben gebündelt, was mit einer Investition von rund 7 Millionen Euro verbunden war. Heute umfasst der Standort auf ca. 6 ha Grundfläche eine Produktionshalle mit einer Größe von ca. 5 000 m2, die zwei hochmoderne Plattenfertigungsanlagen mit einer Fertigungsmenge von bis zu 2 500 m2 Platten am Tag beherbergt, sowie eine weitere Halle mit ca. 2 100 m2 Grundfläche für die Oberflächenveredelung der Betonsteinplatten.
Besonderes Augenmerk galt der Vielfältigkeit bei der Nachbearbeitung_ Zusätzlich zu den Arbeitsgängen Strahlen, Schleifen, Bürsten und Kalibrieren lassen sich die Oberflächen durch verschiedene Arten der Beschichtung zusätzlich veredeln.