Erfolgreiche Premiere für 1. Poroton Mauerwerkskongress

„Niemand soll Maßnahmen umsetzen müssen, die nicht wirtschaftlich sind“: das versprach Ministerialdirektor Günther Hoffmann, Leiter der Abteilung Bauwesen, Bauwirtschaft und Bundesbauten im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung in seinem Grußwort, mit dem der erste Poroton-Mauerwerkskongress in München eingeläutet wurde.

Lesedauer: min

[gallery link="file" ids="1305,1306,1307"]

Man wolle lieber „mit dem bewährten und ausgewogenen Instrumentenmix aus „Fordern, Fördern, Informieren – Marktkräfte stärken“ die Potenziale zur Energieeinsparung und den Einsatz erneuerbarer Energien konsequent, ausgewogen und möglichst technologieoffen erschließen,“ so der Vertreter des Bundesbauministeriums.

Trotz Wintereinbruchs konnte Johannes Edmüller, geschäftsführender Gesellschafter Schlagmann Poroton, rund 600 Architekten, Statiker, Ingenieure, Bauunternehmer, Bauträger, Baustoffhändler, Energieberater und Behördenvertreter aus ganz Süddeutschland zu der eintägigen Veranstaltung willkommen heißen. Der Kongress, mit dem die bisherigen Veranstaltungen „Bayerischer Mauerwerkstag“ und „Statikertag“ zusammengelegt wurden, kam laut Feedback bei allen Teilnehmern überdurchschnittlich gut an. So konnten in diesem Jahr neben einem größeren Kartenkontingent ein noch abwechslungsreicheres Programm aus Vorträgen unterschiedlicher Themen und fachlicher Ausrichtungen angeboten werden. Zudem war die begleitende Fachausstellung um rund die doppelte Fläche erweitert worden, die viele namhafte Unternehmen der Bauindustrie nutzten, um die Kongressteilnehmer in den Pausen in Gesprächen, durch Exponate, Kurzvorträge sowie Live-Vorführungen zu informieren.

Nicht nur Hoffmann griff die Verabschiedung der neuen Energieeinsparverordnung auf, viele der Referenten brachten in der Nacht zuvor noch ihre Vorträge auf den aktuellen Stand der am Vortag vom Bundeskabinett verabschiedeten Novelle zur EnEV 2012/2014 und wiesen explizit auf die aktuellen Änderungen hin.

So auch Dipl.-Ing. Herbert Gottschalk von der TÜV SÜD Industrie Service, der die Teilnehmer darüber aufklärte, was an neuen Verordnungen und Normungen in den Bereichen Statik,  Wärme- und Schallschutz auf sie zukommt. Neben der EnEV stellte er die jeweiligen Änderungen bei den Eurocodes, der DIN 18040 und der erwarteten Neuauflage der Schallschutz-Norm DIN 4109 übersichtlich gegenüber und wies auf eventuelle Stolpersteine hin.

Prof. Dr.-Ing. Anton Maas, Leiter des Zentrums für Umweltbewusstes Bauen sowie des Fachgebiets Bauphysik an der Universität Kassel, befasste sich im Anschluss mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der EnEV 2012 auf den Wohnungsbau. Hierbei ging er auf die Methodik der Berechnung und Nachweisverfahren ein. Anhand zweier Beispielgebäuden (freistehendes EFH und MFH) zeigte er einige Berechnungsvarianten nach momentaner EnEV und was eine Verschärfung 2014 sowie in der Folge 2016 mit sich bringen wird. Er informierte zudem zu Pflicht und Handhabung des Energieausweises für Wohngebäude und über die Neuerungen beim sommerlichen Wärmeschutz.

Am Nachmittag konnten die Teilnehmer aus unterschiedlichen Vorträgen in zwei Foren wählen. Während in Forum 1 Dipl.-Ing. Architekt Holger König, Leiter der Ascona Gesellschaft für ökologische Projekte in Gröbenzell und Baubiologe der ersten Stunde, versuchte Architektur und Nachhaltigkeit auf einen Nenner zu bringen, betrachtete zeitgleich in Forum 2 Dr.-Ing. Detleff Schermer, Lehrstuhl für Massivbau an der TU München, die Bemessung und Konstruktion von Mauerwerk nach Eurocode 6 in der Praxis für seine Zuhörer.

König machte in seinem Referat zuerst schrittweise deutlich, worauf es bei der Berechnung der Lebenszykluskosten von Bauteilen ankommt, um dann auf die unterschiedlichen Konzepte nachhaltiger Gebäude in der Praxis zu verweisen. Sein Vortrag mündete in Rechenregeln für Lebenszykluskosten.

Danach widmete sich RA Peter Matthias Astner von Z/V/D/G Astner, Rosenheim, dem Thema Baurecht. Der Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht verwies im ersten Teil seines Vortrags eindringlich auf diverse Haftungsfallen im Objektgeschäft und wie diese erfolgreich gemeistert werden können. Neben Hinweisen zur wirksamen Absicherung von Risiken deckte er Stolperfallen bei Haftungsausschluss oder -beschränkung auf. Pflichten bei Auskunft und Beratung sowie der Umgang mit der drastisch erhöhten Verjährungsfrist bei Ansprüchen wegen Baustoffmängeln wurden genauso umfassend thematisiert wie grundsätzliche Hinweise und Ausnahmen produktneutraler Leistungsbeschreibungen öffentlicher Aufträge und Rechtsfolgen bei Verstößen.

Parallel dazu referierte Dipl.-Ing. Michael Gierga, Ingenieurgesellschaft Kurz und Fischer, Möhnesee, über Anforderungen, Planung und Ausführung von Schallschutz im Wohnungsbau. Sein Vortrag diente dazu, die bereits überarbeitete und im Entwurf befindliche, jedoch noch nicht in Kraft getretene Schallschutz-Norm DIN 4109 ausführlich zu erläutern. Darüber hinaus erfolgten Hinweise zu den anerkannten Regeln der Technik im Zusammenwirken mit der bestehenden DIN 4109 und im Hinblick auf die Vereinbarung eines erhöhten Schallschutzes sowie Umsetzungsempfehlungen für massive Wohngebäude aus Ziegelmauerwerk.

Zum Abschluss der Veranstaltung sprach  Prof. Ing. Christoph Mäckler, Direktor des Deutschen Instituts für Stadtbaukunst an der TU Dortmund, über die Bau-Standards der Zukunft. Sein Thema lautete_ „Wie kann auch im 21. Jahrhundert noch wertbeständig, innovativ und wirtschaftlich gebaut werden?“ Eindrucksvoll verwies er hierbei auf zahlreiche von Prof. Christoph Mäckler Architekten, Frankfurt, bereits realisierte Projekte, die meist als Neubauten im Kontext des Stadtbildes oder als Ergänzung eines bestehenden Gebäudes oder Ensembles beeindrucken. Mäckler schätzt, gemäß seiner Worte_ „Konstruktionen so einfach wie möglich gestalten“, die Effizienz und Dauerhaftigkeit geschlossener massiver Steinfassaden und tritt in der Öffentlichkeit immer wieder für den Erhalt schützenswerter alter Fassaden und Gebäude ein. Exemplarisch verwies er auf die momentan noch in Planung befindliche energetische Sanierung der Frankfurter Riederwaldsiedlung (1920er Jahre Zeilensiedlung) von Ernst May, deren Bestandsaußenwände Architektur erhaltend mit der massiven Poroton-Wärmedämmfassade gedämmt werden sowie einen Anbau aus Poroton-T7 erhalten. Mäckler rechnet hier mit einer Verbesserung des U-Werts der Bestandsaußenwand von 1,97 auf 0,23 W/(m2K).

[1]
Socials