Elektrowerkzeuge GmbH Eibenstock Sicher durch bewegte Zeiten: Traditionsunternehmen feiert Jubiläum

Pressemitteilung | Lesedauer: min | Bildquelle: Eibenstock
Von: Frauke Fink

Kundennähe, Qualität und durchdachte Nischenprodukte: Mit Attributen wie diesen hat sich Elektrowerkzeuge Eibenstock einen Namen gemacht. In diesem Jahr wird ein Jubiläum gefeiert: 30 Jahre sind seit der Reprivatisierung des ehemals zwangsverstaatlichten Unternehmens vergangen – und seitdem hat sich viel getan. Was genau geschehen ist und wie Eibenstock auch schwere Zeiten überwinden konnte, darüber hat sich Lothar Lässig, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, mit dem BaustoffPARTNER unterhalten.

Dass Klasse vor Masse kommen muss, war für Lothar Lässig immer schon klar. Nicht nur zu seiner Zeit als professioneller Ringer in der ehemaligen DDR, sondern erst recht auch als Chef von Elektrowerkzeuge Eibenstock. Seit mehr als 40 Jahren hat er sich dem Unternehmen verschrieben, das 1919 in Leipzig gegründet wurde und zwischenzeitlich mehrmals in Trümmern lag: zuerst buchstäblich während des 2. Weltkriegs und dann viele Jahre später noch einmal wirtschaftlich als Folge der Zwangsverstaatlichung im geteilten Deutschland. Letztere Phase der Geschichte hat Lässig noch wie heute im Kopf. Immerhin handelt es sich bei ihr nicht nur um ein wesentliches Kapitel der deutschen Geschichte, sondern auch um einen entscheidenden Wendepunkt seiner eigenen Biographie. 30 Jahre war Lässig alt, als er 1984 bei Eibenstock den Posten des Betriebsdirektors übernahm – mit ­jeder Menge Ehrgeiz und ohne zu wissen, welche Hürden noch auf ihn warten würden. Heute bietet Eibenstock mit ­Diamantkernbohrtechnik, Mischtechnik und zahlreichen Maschinen für den Bereich Sanieren und Renovieren ein breit gefächertes Produktspektrum an. Die Zeiten, in denen niemand auf das Unternehmen gewettet hätte, sind also lange vorbei. Dennoch lohnt es sich, einen Blick auf die bewegte Firmengeschichte zu werfen, um zu verstehen, was den heutigen Erfolg des Unternehmens ausmacht.

Zeugen der Geschichte

Wie so viele andere Betriebe auch wurde Eibenstock – zum damaligen Zeitpunkt noch Hönnecke & Ditter KG genannt – ­während des 2. Weltkriegs durch einen verheerenden Luftangriff vollständig zerstört. Die Produktionsgebäude in ­Leipzig lagen in Schutt und Asche; ein Plan B musste her. Gefunden wurde dieser Plan im idyllischen Erzgebirge, genauer gesagt in der Bergstadt Eibenstock, wo die Fertigung 1944 wieder aufgenommen wurde.

Das Gröbste war überstanden, dachten sich die Eigentümer, und brachten nach Kriegsende unter anderem mit der »SBI/23« die erste Schlagbohrmaschine der DDR auf den Markt. Es sah gut aus für das Unternehmen, das sich zum Ziel setzte, mit hochwertigen Elektrowerkzeugen den Anforderungen seiner Kunden gerecht zu werden. Im Jahr 1972 dann der nächste Wendepunkt: Das Unternehmen wurde zwangsverstaatlicht und in »VEB Elektrowerkzeug­bau Eibenstock« umbenannt.

Der Betonschleifer »EBS 1802« erlaubt Schleifarbeiten bis an  die Kante der Bearbeitungsfläche.

Ein Dienstwagen machte den Unterschied

Lothar Lässig, der heutige geschäftsführende Gesellschafter, hatte zum damaligen Zeitpunkt noch wenig mit Elektrowerkzeugen am Hut. Er war als Leistungssportler erfolgreich und betrat erst ein gutes Jahrzehnt später – im Jahr 1984 – als neuer Betriebsdirektor den Betrieb. Für den damals 30-Jährigen eine wenig glamouröse Erfahrung: »Als Betriebsdirektor verdiente ich damals weniger als ein Arbeiter. Der Dienstwagen war für mich der Anreiz, warum ich diesen Posten überhaupt übernommen habe«, erinnert er sich mit einem Schmunzeln zurück. Doch Lässig mochte seinen neuen Job und wuchs mit seinen Aufgaben. Auch dann noch, als das Unternehmen im Zuge der Wiedervereinigung in den Besitz der Treuhand überging.

Im Jahr 1993 erfolgte der nächste große Einschnitt: die Reprivatisierung, die sich in diesem Jahr zum 30. Mal jährt. Ein ­signifikantes Ereignis für das Unternehmen aus Eibenstock, das den Weg für eine beeindruckende Erfolgsgeschichte ebnete. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die ehemaligen Besitzer Betriebsdirektor Lässig ­ihre Firmenanteile übergaben und er die Zügel endgültig in die Hand nehmen konnte.

Neuanfang in einer herausfordernden Zeit

Der Startschuss für einen sauberen Neuanfang war also gefallen – wenn auch zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. »Das war eine wilde Zeit damals«, erinnert sich Lothar Lässig zurück. »Das Unternehmen war 1993 praktisch wertlos und viele Experten zweifelten daran, dass Erfolg in dieser Situation überhaupt möglich sei. Sie sagten uns, dass wir keine Chance hätten. Doch genau das hat mich angespornt.«

Von dem imposanten alten Firmengebäude ist heute nur noch die Verwaltung vorhanden.

Eines der Hauptprobleme des ausgewiesenen Machers: Lässig musste mit seinem Team wieder fast von null anfangen. Hatte er zuvor noch 165 Angestellte, waren es plötzlich nur noch 24. Zudem war der Markt nach der Wende übersättigt und Elektrowerkzeuge waren im Überfluss vorhanden. Ganz anders also als zu DDR-Zeiten, als Ostbürger ihre Maschinen noch zugeteilt bekamen, was den Verkauf planbar machte. »Da wussten wir bereits ein Jahr im Voraus, wer die Maschinen kaufen würde«, erinnert sich Lässig. »Doch nach der Wiedervereinigung hieß es im überfluteten Markt dann plötzlich: ­Eibenstock? Braucht kein Mensch.«

Langsam, aber sicher zum Erfolg

Der Firmenchef ließ sich davon freilich nicht unterkriegen und krempelte die sprichwörtlichen Ärmel hoch. Der Neustart gelang! Im ersten Schritt begann sein Unternehmen – nach einem erneuten Namenswechsel nun als Elektrowerkzeuge Eibenstock bekannt – langsam mit dem Export von Rührwerken nach England und Holland. »Stück für Stück haben wir uns entwickelt und kontinuierlich investiert«, erinnert sich Lässig. »Ich habe mich auf mein Gefühl verlassen und es ging immer bergauf.« Heute, drei Jahrzehnte nach der Reprivatisierung, ist ­Elektrowerkzeuge ­Eibenstock der einzige überlebende Elektrowerkzeughersteller im Osten der Republik, wie ­Lässig stolz bemerkt. Und damit nicht genug: Das Unternehmen hat sich mittlerweile zu einem international renommierten Akteur entwickelt, der seine Produkte in mehr als 80 Länder weltweit exportiert.

Eigenständigkeit als höchstes Gut

Die Konsequenz aus der schwierigen Vergangenheit? Das Unternehmen möchte nie wieder abhängig sein. Heute finanziert es sich zu 100 Prozent aus Eigenkapital – und das bei Investitionen von mehr als 30 ­Millionen Euro in den Standort ­Eibenstock. Dank modernster Fertigungsanlagen und Gebäude tragen die Produkte des Unternehmens heute nicht nur das Siegel »made in Germany«, sondern auch »made by ­Eibenstock.« Neben einer eigenen Entwicklungsabteilung und Gießerei werden der Werkzeugbau, die Stahlteile- und Getriebefertigung, die Motorenfertigung, die Pulverbeschichtung, die Härterei und eine flexible Montage auf dem Firmengelände abgewickelt. Damit erreicht Eibenstock eine Fertigungstiefe von über 80 Prozent, auf deren Basis das Unternehmen die Fertigungsqualität direkt beeinflussen und flexibel auf aktuelle Trends reagieren kann. 

Mit viel Herzblut und großem finanziellen Einsatz wurde der Firmenstandort im Erzgebirge Stück für Stück ausgebaut.

Der Mensch steht im Fokus

Die Zeichen stehen also gut für den einst totgesagten Betrieb aus dem Erzgebirge. Mit über 500 Mitarbeitern weltweit ist er längst schon zu einem festen Bestandteil der Region geworden. Zusätzlich hat ­Eibenstock vor zehn Jahren ­eine Firma in Indien eröffnet. Ein wichtiger Schritt, wie Lässig betont: »Das ist ein großer Markt und wir arbeiten dort mit demselben ­System wie hier in Deutschland. Das macht Spaß, das ist erfolgreich, das ist die Zukunft.«

Gleichzeitig steht für den Firmenchef aber auch fest: »Das Erzgebirge ist und bleibt unsere Heimat. Wir sind hier ein bisschen wie eine Insel. Als größter Arbeitgeber und Steuerzahler haben wir eine starke Verbindung zur Region.« Viele seiner Angestellten begleiten Lässig bereits seit der Zeit, als das Unternehmen vor mehreren Jahrzehnten nach Eibenstock umgezogen ist. Zudem sind mittlerweile im Rahmen des Generationswechsels auch noch einige Kinder nachgekommen, die heute für Eibenstock arbeiten – unter anderem Lässigs eigener Sohn.  

Wie wichtig diese Kontinuität für den Firmenchef ist, unterstreicht übrigens auch sein eigener Rekord: Lässig gilt als dienstältester Geschäftsführer der Elektrowerkzeugbranche in Europa und weiß damit genau, wie der Hase läuft. Selbstbewusst sagt er: »Ich habe sie alle kommen und gehen sehen.«

Mit moderner Robotertechnik ist Eibenstock für die Zukunft gerüstet.

Effektive Lösungen für individuelle Bedürfnisse

Die weitreichende Erfahrung Lässigs macht sich auch in der Produktentwicklung ­Eibenstocks bemerkbar. Statt sich auf standardisierte Waren zu konzentrieren, entwickelt das Unternehmen maßgeschneiderte Nischenprodukte. Das erklärte Ziel besteht darin, die speziellen Anforderungen und Bedürfnisse der Zielgruppe präzise zu erfüllen. Lässig erklärt: »Wir produzieren Dinge, bei denen andere sagen würden, dass es zu viel Aufwand ist, und setzen gleichzeitig auf Qualität.« Dass manche Maschinen, die in das hauseigene Reparaturzentrum gebracht werden, bereits 30 Jahre auf dem Buckel haben, ist für ihn die logische Konsequenz.

Auch wenn die Qualität gleich geblieben ist, hat sich hinsichtlich der Produktpalette in den vergangenen Jahren einiges geändert. Wurden in der früheren DDR noch hauptsächlich Bohrmaschinen produziert, waren es nach der Wende Rührwerke, mit denen Eibenstock sein Geschäft neu ankurbelte. Heute machen diese Rührwerke nur noch 15 Prozent des Portfolios aus, denn Eibenstock hat sukzessive auf Diamantmaschinen und Spezialwerkzeuge für den Bau- und Renovierungsbedarf umgestellt. Jahr für Jahr bringt das Unternehmen neue Produkte auf den Markt, die Handwerkern ihre Arbeit erleichtern sollen.  Aktuell ist laut Lässig das Trockendiamantbohren ein wichtiger Trend, daneben sind spezielle Motoren und eine Vielzahl von Hilfsprodukten im Bereich Arbeitsschutz gefragt.


Das Erzgebirge als Dreh- und Angelpunkt

Unverzichtbar für den Firmenchef sind die persönlichen Begegnungen in der Region, in der sein Unternehmen tief verwurzelt ist.  Es kommt also nicht von ungefähr, dass Eibenstock sich für das Sport- und Kulturleben der Region engagiert. Lässig selbst war einst Präsident des Fußball-Zweitligisten Erzgebirge Aue – und das ist nur die Spitze des Eisbergs. »Mir geht es gut, und ich möchte der Gesellschaft etwas ­zurückgeben«, erklärt der erfolgreiche Unternehmer. Deshalb sei es ihm ein persönliches Anliegen, soziale Projekte zu fördern und die Menschen zu unterstützen, die seine Hilfe am nötigsten brauchen. Mit diesem Engagement spiegelt er auch die Werte wider, die das Unternehmen seit seiner Gründung geprägt haben: Zusammenhalt, Verantwortungsbewusstsein und der Wunsch, mit dem eigenen Schaffen etwas Positives zu bewirken.

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