Welche spezifischen Anforderungen sie in der Sanierung stellen und mit Hilfe welcher Maßnahmen und Produkte sich auf ihnen solide, moderne Fußbodensysteme aufbauen lassen, skizziert Thomsit Technik-Experte Wolfram Steinhäuser.
Schlackeestriche
Schlackeestriche bestehen aus zementgebundener Hochofenschlacke. Speziell im industriellen Wohnungsbau wurden sie häufig im Verbund oder auf Trennlage eingebaut. Identifizieren lassen sie sich auf der Baustelle durch ihre graue Farbe und ihre Granulat-Struktur, die eher an Leichtbeton als an einen Zementestrich erinnert. Die Estriche zeigen nur geringe Festigkeiten und lassen sich tief einritzen. Häufig weisen sie auch labile und wundgelaufene Zonen auf.
In der Regel wurden Schlackeestriche mit Gipsspachtelmassen gespachtelt. Anschließend wurde der Bodenbelag mit Sulfitablaugeklebstoffen fixiert. Entfernt man solche Altbeläge, bleiben Rückstände der alten, gipsbasierten Ausgleichsmassen und Sulfitablaugeklebstoffe auf der Estrichoberfläche haften, die eine Festigkeit suggerieren, die der Gesamtaufbau nicht mehr besitzt. Vielfach kann eine solche Lastverteilungsschicht nicht saniert werden, vor allem dann nicht, wenn sie obendrein stark wundgelaufen ist. Der Einbau eines neuen Estrichs ist daher stets die sicherste Variante.
Wünscht der Auftraggeber partout keine Erneuerung der Estriche, muss die Qualität des Unterbodens Zimmer für Zimmer geprüft werden. Dabei sollte man schon zur eigenen Absicherung in der Beurteilung nach dem Motto verfahren_ Im Zweifel lieber ausbauen!
In der Sanierung hat sich folgendes Vorgehen bewährt: Sind alle losen Bestandteile mechanisch entfernt, wird auf der gesamten Estrichoberfläche ein Armierungsgewebe ausgelegt. Anschließend ist die Fläche satt mit einem lösemittelfreien Epoxidharz wie Thomsit R 755 Epoxid-Sicherheitsgrundierung zu grundieren und mit feuertrockenem Quarzsand vollsatt abzustreuen. Die fest ins Reaktionsharz eingebundenen Quarzkörner bieten der später aufzutragenden Spachtelmasse ausgezeichnete Möglichkeiten zur hochfesten Verankerung.
Nach dem Erhärten des Epoxidharzes muss der überschüssige Quarzsand abgefegt, die Fläche geschliffen und gründlich gesaugt werden. Zuletzt wird der so vorbereitete Untergrund mit einer spannungsarmen Spachtelmasse in ausreichender Schichtdicke nivelliert. In diesem Aufbau wirkt die Kombination aus Spachtelmasse, Armierungsgewebe und Reaktionsharz ähnlich einer lastverteilenden Schicht. Der Schlackeestrich übernimmt die Aufgaben einer Dämmschicht.
Unterböden aus alten Spanplatten
Spanplatten aus DDR-Zeiten dürfen trotz ihrer Namensgleichheit keinesfalls mit den heute bekannten Verlegeplattenqualitäten verwechselt werden. Solche Bodenelemente weisen eine nur mäßige Festigkeit aus. Daher lässt sich ihre Oberfläche mühelos tief einritzen. An ein Schleifen der Platten ist gar nicht zu denken, da sie die Kraft der Maschinen, beziehungsweise der Schleifscheiben, schwer schädigen würde. Zudem sind die Spanplatten sehr porös, enorm quellfähig und sie weisen Maßtoleranzen auf, die durchaus mehrere Millimeter betragen können. Angesichts dieser Eigenschaften taugen die Platten keinesfalls als belegreifer Untergrund – schon gar nicht für die Verlegung von Parkett. Trifft man auf eine solche Bodenfläche, hilft nur eine Komplettsanierung, bei der die Platten beispielsweise durch V-100-Spanplatten, Trockenelemente oder einen Gussasphalt ersetzt werden.
Besteht der Auftraggeber auf den Verbleib des Altuntergrundes, sollte der Auftragnehmer grundsätzlich schriftlich Bedenken anmelden. Außerhalb der Gewährleistung wäre folgender Aufbau denkbar, der sich in Einzelfällen beweisen konnte_ Die Platten werden von lose anhaftenden Resten befreit, gesaugt und vollflächig mit einer geeigneten Polyurethan-Spachtelmasse (Thomsit S 810) überspachtelt und geglättet.
Das wasser- und spannungsfreie PUR-Ausgleichssystem ist dank seiner elastischen Einstellung noch die sicherste Lösung. Ist die Masse ausgehärtet, wird ihre Oberfläche geschliffen, erneut gesaugt und der gewünschte Bodenbelag kann aufgeklebt werden.
„Karl-Max-Städter Fußbodenlösung“
Diese, zu DDR-Zeiten hochgepriesene Fußbodenkonstruktion, stellt in der Sanierung einen Problemfall dar, der vielen Verarbeitern Kopfzerbrechen bereitet. Basis der „Karl-Max-Städter Fußbodenlösung“ sind zementgebundene Grobspanplatten (Sauerkrautplatten), die in den 1950er und 1960er Jahren zur Wärmedämmung im Wohnungsbau eingesetzt wurden. Überdeckt wurden die Platten mit einem Anhydritestrich in Schichtdicken zwischen zehn und 15 Millimetern.
Mehrere Millionen Quadratmeter Fußboden waren im Laufe der Jahre derart aufgebaut worden. Heute zeigen solche Böden nach dem Entfernen des Altbelages in der Regel Risse (meist Haarrisse) oder der Estrich ist bereits vollflächig in Schollen zerteilt. Eine Sanierung erscheint dann fast hoffnungslos. Ist die Anhydritschicht gebrochen, gibt es tatsächlich keine Alternative zum Fußbodenausbau. Ist er dagegen eben, fest und trocken, kann wie folgt saniert werden_ Die losen Bestandteile müssen abgeschliffen und abgesaugt werden. Nach dem Grundieren, beispielsweise mit der lösemittelfreien Epoxid-Sicherheitsgrundierung Thomsit R 755, lässt sich der Boden wie unter dem Absatz „Schlackeestriche“ beschrieben, aufbauen.
Das Epoxidharz setzt die Risse bis zu einem gewissen Grad fest. Die Spachtelmasse stellt ihrerseits die erforderliche Ebenheit her und sorgt für eine gleichmäßige Saugfähigkeit. Einige Schadensfälle aus der Vergangenheit zeigen allerdings, dass bei einer Sanierung der „Karl-Marx-Städter-Fußbodenlösung“ Risiken nicht vollständig ausgeschlossen werden können. Eingehende Prüfungen und die Beratung vor Ort sind unverzichtbar.
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Anhydritestriche (Leunit und Fließanhydrit FA-E/2 K)
Rund 90 Prozent aller zu DDR-Zeiten in den neuen Bundesländern im Wohnungsbau sowie in öffentlichen Gebäuden erstellten Fußbodenaufbauten basieren auf Anhydritestrichen. Einer der Hauptgründe dieser Dominanz war die Verfügbarkeit des Rohstoffs Naturanhydrit, der in der Lagerstätte Kohnstein bei Niedersachswerfen noch heute in ausgezeichneter Qualität und in großen Mengen vorhanden ist (Aspekte bei der Behandlung von Fließanhydrit-Fußböden; Hermann, Lindel, Altmann).
Aber Achtung_ Nicht jeder Anhydrit aus DDR-Zeiten ist ein Leunit. Grundsätzlich lassen sich die Anhydritestriche in zwei Arten teilen_ in den allseits bekannten Leunit und den Fließanhydritestrich FA-E/2 K. Beide Estricharten wurden zwischen 1973 und 1989 etwa paritätisch zu Gesamtflächen von je etwa 75 Millionen Quadratmetern eingebaut.
Leunit ist ein konventioneller Anhydritestrich. Er lässt sich vergleichsweise leicht an seiner gelb- bis weißlichen Farbe sowie an seinen geringen mineralischen Zuschlägen erkennen. Anfangs wurden sogar Sägespäne oder Holzmehl zugeschlagen. Leunit-Untergründe trifft man häufig in der Sanierung von „Karl-Marx-Städter Fußbodenlösungen“ an. Oft zeigt er nur geringe Festigkeiten.
Der FA-E/2 K ist ein Fließanhydritestrich, der unter Zugabe des Verflüssigers „Viskomin“ hergestellt wurde. Man erkennt ihn in der Regel an seiner weißen Farbe. Zuschlagstoffe können jedoch auch zu geringfügigen Farbabweichungen geführt haben. Sanieren lassen sich beide Estrichuntergründe auf die gleiche Weise. Entscheidend allerdings ist die Fußbodenkonstruktion.
Im Wohnungsbau wurden Anhydritestriche ausschließlich im Erdgeschoss als schwimmender Estrich verlegt – auf einer Wärmedämmschicht. In den übrigen Gebäudeebenen wurden sie dagegen in Form von Verbundestrichen installiert. Das macht die Beurteilung ihrer Festigkeit schwierig, denn häufig wurden im Verbundestrich direkt auf der Rohdecke Elektroleitungen ausgelegt. So können die Böden beim Abklopfen partiell hohl klingen, obwohl der Estrich an sich solide fest ist.
Für Schäden, die auf unzureichende Estrich-Festigkeiten zurückzuführen sind, können Parkett- und Bodenleger grundsätzlich nicht verantwortlich gemacht werden. Dennoch sind sie verpflichtet, die Oberflächenfestigkeit zu prüfen und damit sicherzustellen, dass die von ihnen eingesetzten Produkte eine feste Verbindung mit dem Untergrund eingehen.
Im Zweifelsfall sollten Druck-, Biegezugfestigkeits- und Haftzugprüfungen empfohlen werden. Diese Prüfungen gehören allesamt nicht in den Aufgabenbereich des ausführenden Handwerkers, sondern werden von Sachverständigen durchgeführt. Ist die Fläche sanierfähig, bestimmen vor allem die Oberflächenbeschaffenheit und Art der Konstruktion die weiteren Schritte.
Anhydrit – sauber, eben, fest und trocken
Einen idealtypischen Untergrund ohne anhaftende Klebstoff- oder Gipsspachtelmassenreste erreicht man nur durch intensive mechanische Vorbehandlung. Daraufhin werden Risse und Scheinfugen mit geeigneten Reaktionsharzen kraftschlüssig verschlossen und abgequarzt. Ein belegreifer Untergrund kann anschließend auf zweierlei Wegen entstehen – Variante A_ Dispersionsvorstrich und Spachteln mit einem zementären Bodenausgleich; Variante B_ Dispersionsvorstrich und Nivellieren mit einem speziellen Anhydrit-Ausgleich.
Variante B bietet den Vorteil, dass der Boden sofort nach dem Grundieren gespachtelt werden darf – ohne eine vorgegebene Trocknungszeit berücksichtigen zu müssen. Dagegen sind bei Version A unter Verwendung einer zementären Spachtelmasse die vorgegebenen Trocknungszeiten des Vorstrichs genau einzuhalten. So oder so sollte die Spachtelschicht mindestens zwei Millimeter dick aufgetragen werden. Nur dann kann sie ihrer Funktion als Ebenheitsausgleich und Feuchtigkeitspuffer für Dispersionsklebstoffe gerecht werden.
Angesichts ihres enormen Zeitvorteils setzt sich die Sanierungsvariante B immer mehr durch. Davon profitieren sowohl der Verarbeiter als auch der Auftraggeber. Da die Saugfähigkeit der Estriche sehr unterschiedlich sein kann, ist der Einsatz bewährter Vorstrichsysteme unumgänglich. Ratsam ist, vor Beginn der eigentlichen Arbeiten Probeflächen anzulegen.
Fehlen Angaben zur Festigkeit des Estrichs, ist das direkte Kleben von Parkett auf einen Anhydrit-Untergrund besonders riskant. Darauf sollte der Parkettleger im Rahmen seiner Prüf- und Hinweispflichten aufmerksam machen. Besteht der Auftraggeber dennoch auf die Verlegung, sollte man von einer Direktklebung absehen. Als praktikabel hat sich dagegen die Vorbehandlung mit einer Epoxidgrundierung inklusive Abquarzen erwiesen. Zumindest die Festigkeit geringfügig labiler Estrichoberflächen wird auf diese Weise auf das notwendige Maß angehoben. Für möglicherweise darunter entstehende Bruchzonen, die sich im Vorfeld nicht absehen lassen, kann der Parkettleger jedoch keine Gewährleistung übernehmen. Bei der Wahl der Spachtelmasse sollte man sich zudem unbedingt für ein Produkt mit ausgewiesener Parketteignung entscheiden, wie dem Thomsit XXL Premium-Ausgleich.
Bewährt haben sich bei der Parkettverlegung auf besonders kritischen Untergründen zudem Entkopplungsbahnen (Schubelastbahnen) sowie der Einsatz elastischer Parkettklebstoffe wie des Flextec-Klebstoffs Thomsit P 695 Elast Universal Strong – der Starke. Klebstoffe dieser Art minimieren Schubkräfte und Spannungen zwischen Parkett und Untergrund.
Anhydrit mit instabiler oberer Estrichrandzone
Zu hohe Wasseranteile während des Einbaus sind die häufigste Ursache für labile Randzonen von Anhydritestrichen. Sedimentation und eine starke Vergipsung der oberflächennahen Schichten sind die Folge. Zeigen die Oberflächen solche Bilder, müssen sie von diesen Schichten mechanisch befreit werden. Eine Gitterritzprüfung oder das Abbürsten mit einer Stahlbürste geben in aller Regel bereits Aufschluss über die Festigkeit der Oberfläche.
Um die Oberfläche ausreichend zu verfestigen, muss der Estrich mindestens ein-, vorzugweise mehrmalig mit einem lösemittelfreien Epoxidharz behandelt werden. Auch in diesem Fall ist die Ablehnung der Gewährleistung hinsichtlich eventueller Bruchzonen im Inneren der Lastverteilungsschicht für den Parkett- oder Bodenleger ein Muss. Stellt sich heraus, dass der einstige Anhydritestrich über den gesamten Querschnitt labil und mürbe ist, muss er komplett ausgetauscht werden.
Anhydrit mit Klebstoffresten und Gipsspachtel
Wurden Anhydritestriche in der ehemaligen DDR gespachtelt, dann mit gipsbasierten Produkten. Als Bindemittel kam Beta-Halbhydrat zum Einsatz, das nur zu geringen Festigkeiten führt. Außerdem haben die Massen häufig einen schlechten Haftverbund mit dem Estrich geschlossen. Daher sollten Spachtelschichten in derartigen Sanierungsprojekten möglichst komplett mechanisch entfernt werden. Nur festsitzende Reste lassen sich mit Epoxidharzgrundierungen kraftschlüssig verfestigen, so dass auf der abgequarzten Grundierung erneut gespachtelt werden kann. Die Reaktionsharzgrundierung verhindert außerdem, dass Wasser aus dem nachfolgenden Auftrag der Spachtelmasse in die Altbestände gelangt und dort unkontrollierbare Quellprozesse auslöst. Einige Hunderttausend Quadratmeter PVC- und CV-Beläge aus ehemaligen DDR-Produktionen – oft versehen mit einem Textil- oder Filzträger – wurden sehr zum Leidwesen der heutigen Verarbeiter mit Sulfitablaugeklebstoffen auf die Anhydritestriche geklebt. Die Eigenschaft dieser „Spezial-Klebstoffe“, sich leicht in Wasser zu lösen, erweist sich in der Sanierung als besonders tückisch. Spätestens sobald Anrührwasser aus der Spachtelmasse Kontakt mit alten Sulfitablaugeklebstoffen bekommt, löst sich der bräunlich-gelbe Klebstoff an und treibt regelrecht auf. Der Erhärtungsprozess der frisch gespachtelten Ausgleichschicht wird in solchen Bereichen massiv beeinträchtigt. Das Ergebnis_ Das Material bleibt weich. Hier hilft einzig ein Neuaufbau. Leider gelingt es nicht immer, die festsitzenden Reste von Gipsspachtelmassen und Sulfitablaugeklebstoffen vollständig zu entfernen. Als Problemlöser haben sich in solchen Situationen lösemittel- und wasserfreie Epoxidharzgrundierungen bewiesen. Sie sperren den Untergrund ab und verfestigen ihn derart dicht, dass Geruchsbelästigungen durch das Zusammentreffen von Feuchtigkeit und Sulfitablaugeklebstoffen ausgeschlossen sind. Wichtiger Hinweis am Rande_ Keinesfalls dürfen Bodenbeläge direkt auf Reste von Sulfitablaugeklebstoffen geklebt werden. Selbst dann nicht, wenn diese plangeschliffen sind. Bei einer Nassreinigung beispielsweise von Nadelvliesbelägen können ansonsten binnen kürzester Zeit immer größer werdende braune Flecken durch den nicht entfernten Sulfitablaugeklebstoff entstehen – Geruchsemissionen inklusive. Auch zu DDR-Zeiten wurden Bodenbeläge mit lösemittelbasierten, später sogar mit Dispersionsklebstoffen verklebt. Diese Klebstoffe lassen sich relativ gut mechanisch entfernen. Dennoch sollte stets grundiert und gespachtelt werden, ehe der Oberbelag aufgeklebt wird. Nur so lassen sich wirksam Geruchsbildungen vorbeugen.
Wurden dagegen schwarze Klebstoffe eingesetzt, so handelt es sich um so genannte Bitumenklebstoffe. Diesen Namen tragen die alten Produkte nicht immer zu Recht. Bitumen, das zu den ökologischen Baustoffen gehört, wird aus Erdöl hergestellt. Die alten Bitumenklebstoffe wurden dagegen häufig unter Zugaben von Teerderivaten produziert. Teer wiederum wird aus Kohle hergestellt und gilt heute als krebserregend. Ob und wie derartige Klebstoffreste entfernt werden können/müssen, erläutert die „Handlungsanleitung zum Entfernen PAK-haltiger Klebstoffe“ der Bau-Berufsgenossenschaft. Generell allerding ist die mechanische Beseitigung immer empfohlen.
Anhydrit mit einer Feinausgleichsschicht aus Fließanhydrit
Wurde ein Anhydritestrich zu DDR-Zeiten nicht in der vorgegebenen Höhe eingebaut, so behalf man sich durch Auffüllen mit einer Feinausgleichsschicht aus Fließanhydrit aus der Misere. Diese Fließanhydritestriche, auch Anhydritdünnestriche genannt, wurden zumeist ohne Zwischengrundierung aufgebracht. Zwar sorgten sie dafür, dass die Einbauhöhe erreicht wurde. Mit dem Untergrund aber gingen sie nur einen schwachen Haftverbund ein.
Würden solche Untergründe im Sanierungsprozess erneut gespachtelt, käme es mit großer Wahrscheinlichkeit zur Ablösung des gesamten Aufbaus oberhalb des ursprünglichen Anhydritestrichs, inklusive Schollenbildung. Allein die noch so geringen Trocknungsspannungen, die Ausgleichsmassen systembedingt erzeugen, reichen aus, um den Feinausgleich vom einstigen Anhydrit abzutrennen. Spachtelmasse und „Anhydritdünnestrich“ bleiben dabei dank der zuvor aufgetragenen Dispersions-Grundierung meist fest miteinander verbunden. Aus diesem Grund müssen Fließanhydrit-Schichten vor dem Spachteln mechanisch vollständig entfernt werden.
Doch wie erkennt man diese zweite Schicht? Hier helfen nur Hammer und Meißel. Die herausgestemmten Proben geben dann Aufschluss über den Haftverbund der einzelnen Untergrundschichten.
Anhydrit auf erdberührten Fußbodenkonstruktionen
Wer im Osten der Republik in nicht unterkellerten Räumen oder Gewölbekellern auf alte erdberührte Fußbodenkonstruktionen trifft, sollte davon ausgehen, dass die Abdichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Boden entweder längst Schaden genommen hat oder gar nicht erst vorhanden war. In beiden Fällen kann die Zerstörung des Estrichgefüges nicht aufgehalten werden. Durch den Feuchteeinfluss werden die Anhydritestriche mit der Zeit labil, weich, mehlig und verlieren ihre Stabilität und Tragfähigkeit. Mit der permanenten Durchfeuchtung geht zudem ein unangenehmer Geruch einher.
Um Geruchsbelästigungen aus dem Untergrund und einem fortschreitenden Schadenprozess vorzubeugen, sollten alte Anhydritestriche auf erdberührten Unterböden gleich zu Sanierungsbeginn durch neue, normgerecht abgedichtete Lastverteilungsschichten ersetzt werden. Nur so können später Parkett oder andere Bodenbeläge schadensfrei verlegt werden. Sogar dampfdiffusionsoffene Bodenbeläge bilden dann keine Ausnahme.
Anhydrit mit einer PVAc-Beschichtung
PVAc-beschichtete Anhydritestriche wurden vorzugsweise in öffentlichen Gebäuden, Kasernen, Krankenhäusern und Büros eingesetzt. Ihr Schwachpunkt ist der Haftverbund von Beschichtung und Estrich. Die Festigkeit dieses Verbundes sollte vor Beginn der Verlegearbeiten unbedingt geprüft werden. Aber Achtung_ Eine von oben betrachtet, vermeintlich intakte PVAc-Beschichtung kann bereits lose sein. Daher reicht die Untersuchung der Oberfläche allein nicht aus. Viel wichtiger ist die Situation darunter. Deshalb sollte man im Zweifelsfall nach Hohlstellen fahnden oder den Boden aufschlagen und sich vergewissern.
Sicherer ist, die PVAc-Beschichtung abzutragen. Meist lässt sie sich mühelos mit einem einfachen Spachtel abhebeln. Hartnäckig festsitzende Bereiche erfordern allerdings unter Umständen die Behandlung mit einem Kugelstrahlgerät oder einer Bodenfräse. Auf dem so vorbereiteten Untergrund kann der weitere Aufbau im Anschluss vorgenommen werden.
Ist die PVAc-Beschichtung vollflächig fest mit dem Estrich verbunden, ist dennoch unbedingt davon abzuraten, den neuen Bodenbelag direkt auf den Untergrund zu kleben. Ein Ablösen des Belages, vor allem aber anhaltende Geruchsbelästigungen können sonst nicht ausgeschlossen werden – eher sind sie sogar wahrscheinlich. Unter Ausschluss der Gewährleistung hat sich folgende Arbeitsschrittfolge auf festsitzenden PVAc-Beschichtungen bewährt:
Intensive Grundreinigung und Grundierung mit einem lösemittelfreien 2K-Epoxidharz. Das frisch aufgetragene Epoxidharz wird mit feuertrockenem Quarzsand der Körnung 0,3 bis 0,7 Millimeter abgestreut und die so entstandene Haftbrücke anschließend mindestens zwei Millimeter dick gespachtelt. Die Mindestdicke sollte unbedingt eingehalten werden, da die Epoxidharzgrundierung einen völlig dichten, nicht saugfähigen Untergrund bildet und die Spachtelmasse das Wasser aus dem Dispersionskleber aufnehmen muss. Parkett sollte dagegen auch auf festsitzenden PVAc-Beschichtungen niemals verlegt werden.
Anhydrit im Verbund
Verbundestriche, die man in den Ost-Bundesländern häufig im Wohnungsbau und in öffentlichen Gebäuden findet, erfüllen keinesfalls die heute geltenden DIN-Vorschriften bezüglich Trittschall- und Wärmedämmung. Auf diesen Untergründen hat sich der Einbau von Dämmunterlagen in der Praxis bewährt. Schon häufig wurde der besondere Gehkomfort nach Wohnungssanierungen von den Mietern gelobt.
Steinholzestriche
Alte Steinholzestriche trifft man überwiegend im Wohnbereich an. Sie reagieren empfindlich auf Feuchtigkeit und zeigen teilweise nur geringe Festigkeiten. Wie bei allen kritischen Altuntergründen bieten Epoxidharzgrundierungen auch auf Steinholzestrichen die größte Sicherheit vor Schäden im Untergrund. Da Calciumsulfatspachtelmassen nahezu spannungsfrei erhärten, empfehlen sie sich besonders für den weiteren Aufbau. Wurde ein Steinholzestrich allerdings auf einer erdreichberührten Fußbodenkonstruktion installiert, sollte er durch einen neuen, normgerecht abgedichteten Estrich ersetzt werden, da stets mit kapillar aufsteigender Feuchtigkeit gerechnet werden muss.
Abschließender Hinweis
Die vorangegangenen Ratschläge und Hinweise stammen aus der Beratungspraxis. Dennoch dienen sie ausschließlich der Orientierung und können eine eingehende individuelle Prüfung und Beratung vor Ort nicht ersetzen. Denn jede Baustelle stellt ihre eigenen Anforderungen. Sobald Zweifel in der Beurteilung von Untergründen oder Maßnahmen auftreten ist man daher gut beraten, einen Fachberater der Industrie oder einen erfahrenen Sachverständigen hinzuzuziehen und gegebenenfalls auch Probeflächen anzulegen.