Bundesgerichtshof: Rekonstruktion des historischen Mansarddachs

Der Bundesgerichthof ist heute im Schlossgebäude in Karlsruhe ansässig. Das Dach des Gebäudes wurde im Krieg schwer zerstört. Beim Wiederaufbau 1950 beschränkte man sich zunächst auf ein einfaches Funktionsgeschoss mit flachem Walmdach. Die jetzige Rekonstruktion des historischen Mansard­dachs stellt nun den prächtigen Urzustand wieder her. Und das auch dank der denkmalgerechten, naturroten und gebürsteten »Klassik«-Biberschwanzziegel sowie dem passenden Zubehör von Creaton.

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Der Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg, vertreten durch das Amt Karlsruhe, übernahm die Aufgabe, das unzureichend gedämmte Dachgeschoss auf den energetischen Stand der Technik zu bringen. Da aus betrieblichen Gründen ein längerer Leerstand zu vermeiden war, bot sich nur eine Außendämmung in Verbindung mit der Wiederherstellung der historischen Dachsilhouette an. So wurde das bestehende Dachgeschoss mit einem neuen Mansard-Dachstuhl umfasst, und die alten Gauben wurden wiederhergestellt.
Für die flachgeneigten, von unten nicht einsehbaren Dachflächen vom First bzw. den Glaskuppeln bis zum Steingesims wählte man ein Leistenfalzdach mit verzinntem Kupferblech. Die Mansarddachflächen zwischen Traufe und Mansardknick wurden jedoch mit Biberschwanzziegeln gedeckt. Hier hatte die Denkmalpflege Rundschnitt-Biberschwanzziegel in der Ausführung naturrot mit einer gebürsteten Oberfläche gefordert. Diese sollte zeitnah zu einer Patinierung führen, wie sie Baudenkmälern eigen ist. Fündig wurde man im Sortiment der »Klassik«-Biber von Creaton. Durch ihre schlichte, unaufdringliche und gerade deswegen zeitlose Form prägen sie Dachflächen von geradezu klassischer Schönheit. Der Rundschnittbiber löst optisch die Dachfläche auf und lässt den Baukörper harmonisch vollendet wirken. Die Ausführung oblag dem Karlsruher Dachdeckerbetrieb Stegmaier.Ein Auftrag, der es in sich hatte. Die Aufgabe brachte neben dem Renommee einer besonderen Referenz auch handwerkliche Herausforderungen. Insgesamt 11 000 Biber waren zu verlegen. Die Gesamtfläche von 320 m² verteilte sich jedoch auf viele kleine Teilflächen, bei denen es wegen der Balustraden auch noch wenig Platz zum Arbeiten gab. Die Kleingliedrigkeit des Mansarddachs mit Abständen zwischen den Gauben, die teilweise gerade mal so breit waren wir ein Biber, machten schon die Lattung zur »feinmechanischen« Arbeit. Die Biber wurden in Doppeldeckung verlegt. Dabei wurden in der ersten Reihe Traufziegel eingesetzt, im Randbereich Längshalbe. Die Deckung erfolgte von unten nach oben. Wegen der starken Dachneigung von 75° musste jeder Biber nicht nur in die Lattung eingehängt, sondern zusätzlich einzeln befestigt werden. Dabei wurde jede Tondachziegelfläche aus dekorativen Gründen entweder von Nockenkehlen oder von einer Reihe Schiefer eingefasst.

Denkmalpflege trifft Klimaschutz
Nach Abschluss der Arbeiten war nicht nur der 60jährige Stilbruch geheilt, den das nüchterne Zweckgeschoss zwischen der historischen Fassade und der prächtigen Zentralkuppel mit sich brachte. Es wurde auch eine wesentliche Verminderung des Energiebedarfs erreicht. Damit verbunden ist eine Einsparung der CO2-Emissionen von jährlich 15,5 Tonnen. Schön, wenn sich Denkmalpflege und Klimaschutz so gut ergänzen.

HS

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