Aus sieben mach drei

Durch eine durchdachte Farbgestaltung in Kombination mit einer außergewöhnlichen Putztechnik fassten die Planer bei der Wohnüberbauung Klee in Zürich jeweils zwei Geschosse zusammen.

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Der Effekt_ Der an sich groß dimensionierte siebengeschossige Baukörper scheint auf einen massiven Sockel und drei darüber angeordnete Etagen zu schrumpfen. Das Beispiel zeigt, wie sich anspruchsvolle Fassadenarchitektur mit einem Wärmedämm-Verbundsystem verwirklichen lässt.
Die Wohnüberbauung Klee im Speckgürtel der Kantonshauptstadt Zürich bedient mit insgesamt 340 Wohnungen die ungebrochene Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum im Stadtteil Affoltern. Die kleeblattartige Großform der siebengeschossigen Blockbebauung teilt den 8 000 m² umfassenden Hof in drei kleinere Plätze auf und vermeidet so geschickt den Präsentierteller, auf dem man sich im Zen-trum eines quadratischen oder rechteckigen Blockrandes wähnt.

Neben dem kommunikativen Innenhof trägt die geschickte Gestaltung der mit einem Knauf Warm-Wand-System gedämmten Fassade dazu bei, die Baumasse der Großform auf das Maß der darin wohnenden Menschen zurückzustutzen: Indem die Planer farblich jeweils zwei Geschosse zusammenfassten, scheint der siebengeschossige Baukörper auf einen massiven Sockel und drei darüber angeordnete Etagen zu schrumpfen. Verstärkt wird dieser optische Trick durch die von der Fassade zurückspringenden Loggien, deren Luftraum sich über zwei Geschosse erstreckt und somit eine eigentlich vorhandene Deckenplatte unterschlägt.

WDVS mit Struktur und Farbe


Das Ergebnis ist in Kombination mit den Balkonen, die im Wechsel zu den Loggien ebenfalls nur jedes zweite Geschoss vor die Fassade treten, wahrlich verblüffend: Wieder und wieder sieht man nur drei Etagen und zählt doch jedes Mal sechs – plus Sockelgeschoss. Diese Sinnestäuschung funktioniert sowohl im Innenhof als auch an den zur Straße und dem Außenraum orientierten Fassaden, deren Farbspiel variiert und den Sockel stärker betont.

Dass sich die Wahrnehmung offenbar so leicht hinters Licht führen lässt, ist auch auf feine und klug durchdachte Details zurückzuführen. So fassten die Architekten zum Beispiel auch schmale Fensterbänder über zwei Geschosse zu einer optischen Öffnung zusammen und verpassten dem Dachrand ein vorspringendes Gesims, das in den Augen des Betrachters die obere Gebäudekante nicht davonfliegen lässt, sondern den Kubus fasst und nach oben abschließt. Zudem erschöpft sich der Wechsel zwischen hellen und dunklen Fassadenflächen nicht im Griff zu unterschiedlichen Farbtöpfen, sondern basiert auf der Kombination einer ausgefeilten Putzstruktur_ Während die weißen Oberflächen des Dämmsystems Knauf Warm-Wand mit 180 mm Heralan PTP S Mineralwoll-Dämmplatten (0,036 W/mk) als unregelmäßiger, von Hand geführter Besenstreichputz ausgeführt sind, treten die dunklen Flächen als Strukturputz mit vertikalen Kanelluren vor den weißen Siliconharzputz. Die akkurate Ausführung dieser Putztechnik stellte höchste Ansprüche an Handwerker und Material. Die Kanellur wurde in einem Stück durchgezogen, indem die Arbeiter die Zahntraufel von einer Gerüstebene zur nächsten durchreichten und so den Knauf Klebe- und Armiermörtel SM 700 Pro ansatzlos in die gewünschte Zierform brachten. Für das endgültige Bild musste der Rillenputz nur noch geringfügig nachbearbeitet werden. Ein abschließender Farbanstrich mit Siliconharzfarbe AS Protect in Grüngrau für die kanellierten Bereiche und in Weiß für den mit einem Pinsel abgestrichenen Siliconharzputz WWS schützt vor Algenbefall und Mikroorganismen.Die Arbeitsabläufe waren binnen kurzer Zeit optimiert und gingen ohne Komplikationen an den Schnittstellen vonstatten_ Nach dem Aufstellen der Gerüste wurden zunächst die Dämmplatten auf die Fassadenflächen geklebt und gedübelt. Darauf folgte das Einbetten der Gewebe. Damit war der Untergrund für die Rillenputzfelder geschaffen, die genau nach Plan abgegrenzt und eines ums andere fertig gestellt wurden. Der anschließende Besenstreichputz wurde zunächst mit der Traufel von Hand aufgezogen (Körnung 1,5 mm, Vollabrieb) und danach horizontal mit einem Kunststoffpinsel strukturiert. Die darauf folgenden, unterschiedlichen Farbanstriche erforderten zuvor jeweils das Abdecken der andersfarbigen Putzfelder – also zunächst Abdecken der Rillenputzfelder, um die Besenstreichputzflächen streichen zu können, die dann wiederum abgedeckt werden mussten, um die Rillenputzfelder mit dem Anstrich versehen zu können. Der Lohn der Mühe zeigte sich nach dem Abbau der Gerüste: eine angenehm strukturierte WDVS-Putzfassade in handwerklicher Topqualität.

 
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