Am Puls des Marktes

Fix und flexibel in der Produktentwicklung, unkompliziert und verlässlich im Umgang mit den Kunden, mit flachen Hierarchien in der Unternehmensführung und einem geradezu familiär-freundschaftlichen Verhältnis zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dazu authentisch, geradlinig und ehrlich in der Kommunikation_ mit diesen Attributen könnte man das Unternehmen Jasto Baustoffwerke charakterisieren.

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Es ist wohl die Kombination dieser Eigenschaften, die in ihrer Gesamtheit dazu beigetragen hat, dass das Ochtendunger Familienunternehmen seinen Umsatz seit 1995 verdreifachen konnte. Der Hersteller von Bimsbaustoffen und Betonpflasterprodukten erzielte mit seinen drei Produktbereichen »Bauwelt« mit einem Umsatzanteil von 47%«, der »Gartenwelt« (35%) und der »Kaminwelt« (8%) im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 18 Mio. €. Von den 75 Beschäftigten sind die meisten schon in zweiter oder dritter Generation für »Stockschläder« tätig. Die »griffigere« Bezeichnung »Jasto« – abgeleitet aus dem Namen des Firmengründers Jakob Stockschläder – verpasste man dem Unternehmen erst später. Jasto hat offensichtlich stets die Hand am Puls des Marktes_ »›Was können wir für Dich tun?‹ Das ist die Frage, die wir unseren Kunden Tag für Tag stellen«, beschreibt Verkaufsleiter Arno Kirst das Erfolgsrezept, das seine Wurzeln in einer funktionierenden Partnerschaft zum Baustoffhandel und den Verarbeitern hat.Die »Impulse von draußen« (und natürlich auch aus dem Unternehmen selbst) werden akribisch gesammelt und in einer freitäglichen Expertenrunde auf ihre praktische Umsetzbarkeit hin geprüft. Auf diese Weise entstand auch vor sechs Jahren der »Z-Stein«, ein »Patent für das Bauen im 21. Jahrhundert«, mit dem der Baustoffproduzent in der Fachwelt auf große Beachtung stieß. Es sei das »Hinterfragen herkömmlicher Vorgehensweisen«, die zum »Z-Stein« führten, heute eines der erfolgreichsten Produkte nicht nur wegen seiner guten Verarbeitbarkeit, sondern auch aufgrund seiner besonders hohen Wärmedämmwerte.
Geschäftsführer Ralf Stockschläder: »Wir stellen immer wieder die allgemeinen und auch unsere eigenen Vorannahmen auf den Prüfstand, um energieeffiziente Produkte zu entwickeln. Und so sind wir dem Markttrend entgegen getreten, den Anteil des integrierten Dämmstoffs bei höchstwärmedämmenden Steinen immer weiter zu erhöhen.« Mit neuen Lochbildern ist es gelungen, stattdessen den Leichtbetonanteil zu vergrößern. Damit verringert sich die Menge an energieintensivem Dämmmaterial, das in die Steine integriert wird und gleichzeitig sind die Steine deutlich massiver. Auch das neue Vormauer-Dämmsystem (VMDS) ist Ausdruck und Ergebnis der Jasto-Firmenphilosophie.»Wenn es um die zügige Produktentwicklung geht, dann fahren wir im Werk schnell ein paar Versuche, während die Abteilungen bei unserem Wettbewerb erst mal einen Antrag stellen müssen«, verweist Ralf Stockschläder, der 1995 in das väterliche Unternehmen einstieg, auf die »schellen Entwicklungssprünge«, mit denen sich Jasto in der Branche einen Namen gemacht hat.
Neben der Innovationskraft und der schnellen Reaktion auf die Nachfrage aus dem Markt sei es »die Besessenheit der handelnden Personen, die uns dahin gebracht hat, wo wir heute stehen«, findet Arno Kirst, der bereits seit frühester Jugend quasi auf dem Ochtendunger Werksgelände »zuhause« war und sich dort als Schüler mit Staplerfahren, Maschinenputzen und dem Polieren der Chef-Karosse Anerkennung und ein ordentliches Taschengeld verdiente. Nach einer »Auszeit«, bedingt durch Bundeswehrzeit und Studium, fand Kirst 1995 den Weg zurück zu Jasto.
Dort ist er auch geblieben und steht als Beispiel für die gesamte Belegschaft, »die wie die Geschäftsführung für das Produkt brennt. Wir alle haben die Leidenschaft in uns, die uns zu Höchstleistungen antreibt«, so Kirst, der auch an Sonntagnachmittagen schon mal in der Gartenausstellung vorbeischaut, um Prospekte nachzulegen. Und das spüren auch die Marktpartner. Nach weniger positiven Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit einer Baumarktkette, der ihre »20 % auf alles außer Tiernahrung« das Genick brach, sowie einer noch so gerade abgewendeten Insolvenz aufgrund einer ruinösen Preisentwicklung wandte sich Jasto konsequent dem Baustoff-Fachhandel zu. »Wir verkaufen seitdem nicht mehr um jeden Preis, sondern suchen uns solide Partner, die unser Portfolio aus Wandbaustoffen, Schornsteinen und GaLaBau-Produkten schätzen«, so Ralf Stockschläder, dem Baumärkte und Banker heute ein Graus sind.
Ausgestattet mit einer guten Eigenkapitalquote ist Jasto – »ohne dass uns hier die Banken hereinreden« – in der Lage, sukzessiv die Investitionen anzupacken, die das Unternehmen noch weiter nach vorn bringen. Im vergangenen Jahr nahm die moderne Steinfertigungsanlage für Mauer- und Kaminsteine den Betrieb auf. Die fortschrittliche Technologie bringe deutliche Vorteile, erläuterte Arno Kirst bei einem Rundgang übers Werksgelände. Bei höchster Produktionsgeschwindigkeit garantiere sie die Fertigung mit höchsten Maßgenauigkeiten. Und in diesem Sommer begann die neue Gartenmauer-Veredelungsanlage ihre Produktion. Sie erlaubt das Fräsen, Polieren und Curlen (Bürsten) von Mauern für den GaLaBau-Bereich. Auch hier hat Jasto die Zeichen der Zeit erkannt. »Das Thema Veredelung wird im Gartenbereich immer wichtiger«, weiß Arno Kirst.
Beim diesjährigen Pressetreff in Ochtendung hatte es auch das Rahmenprogramm in sich. Hierbei gelang den Gastgebern der Spagat zwischen Historie und Gegenwart_ Zunächst ging es in das absolut sehenswerte und erst im vergangenen Jahr eröffnete Bimsmuseum in Kaltenengers. Das Museum der deutschen Bims-industrie ist Bestandteil des Vulkanparks. Es wurde mithilfe von vielen freiwilligen Helfern auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Firma Dott errichtet. Zu sehen ist dort in derzeit 30 Stationen die Bimssteinproduktion von den Anfängen Mitte des 19. Jahrhunderts bis hin zur heutigen, maschinellen Herstellung. Zweite Station war die Materialprüfungs- und Versuchsanstalt (MPVA) in Neuwied.
Dort werden auch die Produkte von Jasto auf »Herz und Nieren« geprüft. Am frühen Abend berichtete Dieter Heller über den Status quo beim Verband sowie über Entwicklungen im Mauerwerksbau. Als Geschäftsführer des Bundesverbandes Leichtbeton müsse er unter
anderem »so manchen Unsinn aus Brüssel abwehren«, sagte Heller. Beim Thema Nachhaltigkeit habe man eine Spitzenposition inne. Diese gelte es weiter auszubauen.

Gerd Rottstegge

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