»Alte Bausubstanz erhalten – neue für die Zukunft schützen«*

Im Jahre 1949 von Bernhard Remmers gegründet, entwickelte sich Remmers in den ­Folgejahren stetig und mit rasantem Tempo zu einer Unternehmensgruppe im Bereich der Baustofftechnik mit heute 1 200 Beschäftigten, 16 internationalen Tochterunternehmen und Vertriebspartnern in über 40 Ländern. – Wie fing alles an? Was macht den Erfolg des Unternehmens aus? Wo liegen die ­Potenziale für die Zukunft? Vorstandssprecher Dirk Sieverding, Enkel des Firmengründers, ­beantwortet die ­Fragen der Redaktion.

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Baustoff-Partner: Herr Sieverding, mit welchen Ideen, welchen Produkten und Herausforderungen begann die Unternehmensgeschichte?

Dirk Sieverding_ 1949 lag Deutschland vielerorts noch in Trümmern, als mein Großvater, der damals dreißigjährige Bernhard Remmers, in Löningen seinen Neuanfang in das Erwerbsleben startete. Zunächst als Handelsvertreter für Öle und Fette, aber bald schon zog es ihn in die Selbstständigkeit, um eigene unternehmerische Ideen verwirklichen zu können. Er war eine Unternehmer-Persönlichkeit und wusste genau, was er wollte. Sein Anliegen war der Holz- und Bautenschutz, seine Leidenschaft aber die Baudenkmalpflege. In seiner Garage wurde gearbeitet, gelagert und abgefüllt. Unterstützt wurde er zu diesem Zeitpunkt bereits von seiner Frau Hilde, denn für Angestellte reichte es nicht. Mit seinem ersten Firmenwagen bereiste er das Land, um die Menschen davon zu überzeugen, dass der Wiederaufbau Deutschlands auch Sanierung und Instandsetzung bedeutet.

Baustoff-Partner: Womit konnte Remmers seine ersten »Ausrufungszeichen« im Markt setzen?

Sieverding_ Seinen ersten, großen Erfolg erzielte Bernhard Remmers mit Holzschutz-Produkten für die Hausbock-Bekämpfung, fortschrittlich vermarktet durch Filmvorträge wie z. B. mit dem Titel_ »Was knabbert im Gebälk«. Bereits kurze Zeit später begann er den Handel mit Farben, Lacken sowie Mörtel- und Betonzusatzmitteln. Geprägt vom Mut zur Improvisation in der Produktion und Vertrieb kreierte er sein Lebensmotto, das zugleich seine Unternehmensphilosophie ausdrückte: »Alte Bausubstanz erhalten, neue für die Zukunft schützen«.

Baustoff-Partner: Wie hat sich Ihr Unternehmen seit 1949 entwickelt?

Sieverding_ Ende der 50er Jahre wurden die ersten Mitarbeiter eingestellt und der Bau der ersten Produktionshalle leitete die neue Ära der Firma Remmers ein. Das Unternehmen wuchs und so entstand 1960 neben der Produktionshalle ein modernes Büro- und Verwaltungsgebäude. Das Wachstum ging in einem atemberaubenden Tempo weiter. Über die Jahrzehnte hinweg vom Ein-Mann-Unternehmen zu einer Unternehmensgruppe mit mehr als 1 200 Beschäftigten.

Baustoff-Partner: Remmers zählt heute weit über die Grenzen Deutschlands hinaus zu den Marktführern im Bereich Holz- und Bautenschutz. Was waren die »Meilensteine« in der Unternehmensgeschichte?

Sieverding_ Um einige herausragende Daten zu nennen_ 1963 die Entwicklung von »Aida Kiesol«, der Bau einer modernen Produktion für Dispersionsfarben und Holzschutzmittel 1968, die Gründung der ersten Auslandstochter in den Niederlanden 1970, die Gründung des Schulungs- und Vertriebszentrums in Heidelberg 1977, der Sprung über die 100 Mio.-DM-Umsatzgrenze in 1989, die Fertigstellung und Inbetriebnahme der Trockenbaustoff-Produktionsanlage in Bad Düben 1994, die Gründung der Bernhard Remmers Akademie als Weiterbildungsstätte für Handwerk, Planer und Handel 1996, die Eröffnung des Kundenzentrums in Löningen 1997, die erstmalige Verleihung des Bernhard-Remmers-Preises 2000, die Neugestaltung des Markenauftritts 2006, die Übernahme der 3H-Lacke GmbH in Hiddenhausen bei Herford 2008 sowie die Fertigstellung und Inbetriebnahme eines neuen Kompetenzzentrums 3H-Lacke, gefolgt von der neuen Dispersionsfertigung und dem Neubau eines Logistikzentrums in 2011.

Baustoff-Partner: Was waren die Bestseller aus dem Remmers-Sortiment?

Sieverding_ Die Initialzündung für das Wachstum des noch jungen Unternehmens war zweifellos in den 60er Jahren die Entwicklung des universell einsetzbaren Verkieselungspräparates »Aida Kiesol«, das erfolgreich in den Abdichtungsmarkt eingeführt wurde. In Zusammenarbeit mit dem Handwerk, den Denkmalpflegern, Restauratoren und Planern wurden in der Folge mehr als 400 Remmers-Produktsysteme für die Sanierung aller Schäden am Bau entwickelt. Viele von ihnen besitzen Alleinstellungsmerkmale.

Baustoff-Partner: Wo liegen die Schwerpunkte?

Sieverding_ Als Premium-Anbieter in den Bereichen Bauten-, Holz- und Bodenschutz ist Remmers heute nicht mehr wegzudenken. Dabei entwickeln und vertreiben wir Bauprodukte und -systeme vom Keller bis zum Dach. Die wichtigsten Kernkompetenzen hierbei liegen in der Bauwerksabdichtung, Fassadeninstandsetzung, Baudenkmalpflege, Schimmelsanierung, Energetische Sanierung, Bodenbeschichtungen aus Flüssigkunststoffen sowie Farben, Lasuren und Lacke für Holzanwendungen aller Art.

Baustoff-Partner: Wie hat sich Ihr Unternehmen auf den Exportmärkten entwickelt?

Sieverding_ Remmers ist heute international mit 16 Tochterunternehmen und leistungsfähigen Vertriebspartnern in über 40 Ländern vertreten. Die Erfolgsfaktoren – hervorragende Produktsysteme, verbunden mit erstklassigem Service an Ort und Stelle – sichern auch international nachhaltiges strategisches Wachstum in den europäischen Kernmärkten und anderen ausgewählten Regionen wie Singapur und China. Heute erreicht der im Ausland erwirtschaftete Exportumsatz einen Anteil von rund 35 % am Gesamtumsatz von 265 Mio. € im Jahr 2012.

Baustoff-Partner: Wo steht Remmers heute?

Sieverding_ Die Unternehmensgruppe Remmers ist ein konzernunabhängiges, familiengeführtes international tätiges Unternehmen mit über 50 000 Kunden. Die Unternehmensleitung liegt heute in den Händen der Enkel-Generation. Sie hat bereits bewiesen, dass Tradition und Innovationskraft des familiengeführten, mittelständischen Unternehmens die Zukunft auch weiterhin gestalten.

Baustoff-Partner: Wo sehen Sie Potenziale für die Zukunft?

Sieverding_ Global betrachtet gibt es nach wie vor einen ungeheuren Nachholbedarf für die energetische Instandsetzung der Bauten im Bestand. Aber auch die Bedeutung der Baudenkmalpflege wird zunehmend erkannt. Aktuell befindet sich die Mehrzahl der Altbauten immer noch in einer unzureichenden Verfassung. Um sie instand zu setzen, haben wir ein strategisches Gesamtkonzept entwickelt. Es lautet_ »Ohne Feuchteschutz kein Wärmeschutz – vom Keller bis zum Dach«. Basis ist die grundlegende Erkenntnis, dass feuchte Bausubstanz den Wärmedurchgang drastisch steigert. Mit den innovativen Remmers-Systemen können solche Bauwerke trockengelegt und saniert werden. Hierzu zählen die Kellerabdichtung von innen und/oder von außen, eine Sockelabdichtung in Kombination mit Fassadenschutzmaßnahmen und das Innendämm-System iQ-Therm – ein nachhaltiges und innovatives Gesamtkonzept mit Alleinstellungsmerkmal.

Neue Märkte und Zielgruppen sind vielfach limitiert, sodass es gilt vorhandene Potentiale zu aktivieren. Hierfür ent­wickeln wir permanent neue Produkte, jüngste Beispiele sind »Kiesol C« und »Multi-Baudicht 2K« für den Bereich der ­innovativen Kellersanierung.

Baustoff-Partner: Wie definieren Sie den oft bemühten Begriff der Partnerschaft zum Baustoff-Fachhandel, zum Verarbeiter?

Sieverding_ Als strikt kunden­orientierter Problemlöser bieten wir unseren Partnern aus Handwerk, Fachhandel, Industrie, Architekten und Planern Produkte mit Premium-Qualität und einzigartige Serviceleistungen. Dazu können wir mit dem dichtesten Netz von Fachberatern in der Branche binnen einer Stunde an nahezu jeder Baustelle in Deutschland vor Ort sein, um mit unseren Geschäftspartnern zusammen individuelle Lösungen bezogen auf den Einzelfall zu finden. Der Schutz von Gebäuden aller Art gegen Feuchte und andere Schäden zusammen mit den Teilnehmern aus Handwerk, Fachhandel, Industrie, Architekten und Planern ist eine verantwortungsvolle, wichtige Aufgabe. Daher müssen und dürfen unsere Kunden von uns Verlässlichkeit und Sicherheit erwarten.

Baustoff-Partner: Wie manifestiert sich diese Partnerschaft im Markt?

Sieverding_ Bundesweit bieten mehr als 200 Fachberater als auch über 40 Anwendungstechniker, regionale Service-Center, Shops und Abholläger einen Top-Service. Zusätzlich wurde das Logistiksystem umstrukturiert und gewährleistet in Deutschland und im benachbarten Ausland eine Anlieferung der Produkte binnen 24-Stunden – auch für Sondertöne. Diese kundenindividuell zu fertigende, laborgeprüfte Qualität zu gewährleisten und mit <24-Stunden-Garantie zu liefern, ist eine exzellente Leistung der Remmers-Logistik und für die Kunden ein echter Mehrwert.

Für eine gute Partnerschaft braucht es aber noch mehr. Hochwertige bautechnische Produkte alleine garantieren nicht den Sanierungserfolg, wenn der Wissensstand der am Bauablauf Beteiligten unzureichend ist. Die Bernhard-Remmers-Akademie betreibt deshalb aktive Wissensvermittlung in Seminaren und Workshops zwischen allen am Bau beteiligten Personenkreisen und fördert so den Know-how-Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis am Bau. Rund 11 000 Teilnehmer erweitern dort jährlich ihr Wissen und erwerben neue Kenntnisse für die Praxis.

Baustoff-Partner: Welche Investitionen sind in den kommenden Jahren geplant?

Sieverding_ Remmers ist jetzt nach den jüngst abgeschlossenen Großinvestitionen sehr gut aufgestellt, um alle denkbaren Herausforderungen zu meistern. Wir werden aber auch weiterhin in die Zukunftsfähigkeit investieren. Die Stichworte sind_ neues Holzschutz-Technikum am Zentralstandort Löningen, Einführung einer unternehmensweiten ERP-Software und Maßnahmen zur Qualitätssteigerung.

* Motto Bernhard Remmers

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