Mai 2016

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»Bröckel-Bauten« und »Häuser der Zukunft«


Durch den Abriss und den Neubau von rund 1,8 Millionen alten, heruntergekommenen Wohnhäusern könnten bundesweit bis zu 3,5 Millionen neue Wohnungen entstehen – und die wären dann auch noch energieeffizient und seniorengerecht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bauforschungseinrichtung ARGE Kiel und des Pestel-Instituts in Hannover. »Abriss und Neubau« lautet hier das probate Mittel. Denn wenn sich nach einer Bewertung der jeweiligen Gebäude eine Modernisierung nicht mehr lohne, seien Abriss und anschließender Neubau die beste Lösung. Und darüber hinaus  eine effektive Antwort auf den Wohnungsmangel, vor allem in Großstädten, Ballungsräumen und Universitätsstandorten, so der Vorschlag der Fachleute.
Die Wissenschaftler hatten zuvor den Wohngebäudebestand hierzulande unter die Lupe genommen. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass etwa zwei Drittel der Wohnhäuser, bei denen eine Modernisierung wirtschaftlich nicht mehr lohne, sondern nur noch ein Abriss mit anschließendem Neubau in Frage komme, in den drei Nachkriegsjahrzehnten erstellt wurden. Beim überwiegenden Teil dieser Gebäude ist in Sachen Modernisierung im Laufe der Jahre nichts oder nicht viel passiert. Heißt also_ die Wohnungen entsprechen weder den aktuellen Anforderungen an die Energieeffizienz, noch erfüllen sie auch nur ansatzweise die Kriterien, die heute in Puncto Barrierefreiheit gestellt werden. Diese Gebäude sind, um es auf einen kurzen Nenner zu bringen, schlichtweg »abgewohnt«.
Daher dürfe der konsequente Abriss von »Bröckel-Bauten« – gemeinhin als »Bestandsersatz« bezeichnet – nicht länger ein Tabu sein. Es sei gerade in der jetzigen Phase notwendig, den Bestandsersatz als neue Ressource und Chance für mehr und für bessere Wohnungen zu nutzen. Die Studie »Bestands­ersatz 2.0 – Potenziale und Chancen« kommt zu dem Ergebnis, dass insbesondere zwei drängende Probleme des Wohnungsmarktes gelöst werden könnten, wenn der Bestandsersatz als Instrument des Wohnungsbaus wesentlich intensiver genutzt würde als bislang_ der Mangel an altersgerechten Wohnungen und die fehlende Energieeffizienz im Wohnungsbestand. Soviel zum Thema Bestandsersatz am unteren Ende der Skala dessen, was nötig und möglich ist.
Ein wahres »Leuchtturmprojekt« hingegen stellen wir in diesem Monat eingangs unseres Top-Themas »Der Rohbau« vor, ein Musterbeispiel für zeitgemäßes und zukunftsorientiertes Bauen_ »ein Haus der Zukunft« eben. Ganze zwei Jahre wurde das »Effizienzhaus Plus Schlagmann« in Raitenhaslach bei Burghausen auf Herz und Nieren geprüft: Das konventionelle Ziegel-Einfamilienhaus, ausgestattet mit am Markt verfügbarer Haustechnik, erzeugt mehr Energie als seine Bewohner im Jahresdurchschnitt verbrauchen können. Mit dem Abschlussbericht der TH Deggendorf wurde jetzt der Beweis erbracht_ Das Hauskonzept ist den Anforderungen der Zukunft gewachsen. Mehr noch, es ist zukunftsweisend. Basierend auf den Ergebnissen des Burghauser Effizienzhauses Plus wird in der schwäbischen Gemeinde Hügelshart (Landkreis Aichach-Friedberg) noch in diesem Jahr eine ganze Siedlung gebaut. Lesen Sie hierzu unseren Aufmacher im Top-Thema »Der Rohbau – vom Keller bis zum Dach«.

Mit den besten Grüßen
Gerd Rottstegge
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