März 2017

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Rekorde auch beim Nachwuchs-Mangel


Ein Auftakt nach Maß mit einer ordentlichen Portion Stress liegt hinter der Baubranche. BAU und Domotex, Internationale Handwerksmesse und ISH, FeuerTrutz und LogiMat – der Messe-Kalender ist genauso prall gefüllt wie die Auftragsbücher vieler Betriebe, die auch 2016 ein Rekordjahr hingelegt haben_ Das Handwerk hat, insbesondere in den Bau- und Ausbaugewerken, deutlich besser abgeschnitten als die gesamte restliche Wirtschaft. Der Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) geht davon aus, dass die Umsätze um etwa 3,5 % gewachsen sind. Ein Wachstum beim Bruttoinlandsprodukt von 1,9 % sorgt zudem für eine gute Einkommensentwicklung und gut gefüllte Bankkonten – Geld, das in die Hand genommen und ausgegeben wird, vor allem in Zeiten von Null- und sogar Strafzinsen.

Da überrascht es kaum, dass die Aussichten für 2017 weiterhin hervorragend sind und das Handwerk von einem weiteren Umsatzplus ausgeht_ Mit 2,5 % wird das Wachstum nicht ganz so dynamisch, aber doch deutlich. Einzig äußere Faktoren können sich da negativ auswirken, sollte man meinen_ Der erstarkende Nationalismus in einigen Ländern könnte den Weltmarkt aus dem Tritt bringen, und sicher wird auch den Bürokraten bei der EU noch einiges einfallen, damit deutschen Handwerkern und Kleinunternehmern nicht zu wohl wird. Das größte Wachstums-Hemmnis ist allerdings glasklar ein klassisches Binnen-Problem: fehlender Nachwuchs!

Angesichts immer komplexerer Herausforderungen auf dem Bau suchen Betriebe händeringend nach qualifiziertem Personal und stoßen mancherorts an ihre Grenzen_ Zu rar sind erfahrene Facharbeiter, zu gering oft das Bildungsniveau beim Nachwuchs, oft einhergehend mit einem mehr oder minder offensichtlichen Desinteresse an einem Ausbildungsplatz. »Hätten die Betriebe Fachkräfte und Auszubildende in der benötigten Zahl beschäftigen können, wäre ein noch höheres Wachstum möglich«, sagte ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke zur Eröffnung der Internationalen Handwerksmesse 2017. Demnach blieben ca. 13.000 Lehrstellen unbesetzt.

Viel wurde schon geschrieben über Betriebe, die ihre Auszubildenden mit einem Kleinwagen locken und zu allen möglichen Mitteln greifen. Doch gefragt sind nachhaltige Lösungen, die
– über einen kurzen Medien-Hype hinaus – Unternehmen und die ganze Branche weiterbringen. In dieser Ausgabe lesen Sie unter anderem über das Unternehmen Hymer-Leichtmetallbau, das auf ein gutes Arbeitsklima setzt und auch mal einen zusätzlichen Ausbildungsplatz schafft, wenn eine qualifizierte Bewerbung eines vielversprechenden Kandidaten vorliegt. Oder das Enke-Werk, das einen Wettbewerb unter Gesellen des Spengler- und Dachdeckerhandwerks ausschreibt – mit einem Meisterkurs als Hauptgewinn, inklusive Taschengeld und Smartphone.

Die Herausforderung liegt darin, der wachsenden Zahl schlecht qualifizierter Generalisten mit mehr hochqualifizierten Spezialisten zu begegnen. Gleichzeitig werden viele Projekte immer komplexer_ Ob bei Energieeffizienz oder im Bereich Smart Home – die Lösungen sind immer öfter gewerkeübergreifend. Der baustoffPARTNER wird als Fachmagazin weiterhin über den Tellerrand des einzelnen Gewerkes schauen und umfassend über Trends, Innovationen und Lösungen berichten – in dieser Ausgabe über alles, was den Außenbereich schöner, sicherer, komfortabler oder haltbarer macht.

Eine inspirierende Lektüre wünscht

Jan Rieken
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