Industriekletterer dichten Steilfassaden ab

Der Neubau der Unternehmenszentrale des Werkzeug-

Dienstleisters Hahn + Kolb Gruppe in Ludwigsburg ist ein

architektonisches Highlight in der Region. Innerhalb von 15 Monaten wurden ein modernes Logistik-Zentrum sowie ein

Verwaltungsgebäude auf dem insgesamt 48000 m2 großen Grundstück errichtet.

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Hahn + Kolb ist eine Tochter der Würth-Gruppe, zählt international zu den innovativsten Handelsunternehmen und Systemlieferanten für Werkzeuge, Maschinen und Betriebseinrichtungen und will mit dem neuen Standort seine Unternehmensdynamik und Wachstumsstrategie unterstreichen. So wurden auch die neuen Gebäude in einer außergewöhnlichen Geometrie entworfen_ Von Süden nach Norden dynamisch ansteigend, mündet das knapp 20 m hohe Vertriebszentrum in einem kristallinen Glaskörper. Eine absolute Besonderheit sind die um 45 Grad – bis zum Boden geneigten – Südfassaden, die vollflächig mit Photovoltaikelementen bestückt sind. Wie die restlichen Dachflächen wurden die Steilfassaden mit Kunststoffbahnen aus dem Hause Sika Deutschland abgedichtet.Die insgesamt 3 600 m² große Dachfläche teilt sich auf sechs unterschiedliche Einzelflächen auf. Zunächst wurden auf allen Flächen bituminöse Dampfsperren und Wärmedämmungen angebracht. Bei den waagrechten Hauptdachflächen setzte man anschließend die Kunststoffbahn »Sarnafil TG 66-20« von Sika ein. Da diese Dächer im Anschluss intensiv und extensiv begrünt wurden, musste die Dachabdichtung hier besonderen Anforderungen entsprechen_ Sie ist in hohem Maße gegen Wurzeln, Rhizome und mechanische Einwirkungen beständig, daher eignet sich die FPO-Kunststoffdachbahn »Sarnafil« besonders für Auflastdächer mit Begrünung. Sie ist aus flexiblem Polyolefin, weichmacherfrei, langlebig und recycelbar und trägt somit zu noch mehr Nachhaltigkeit auf dem Dach bei. Den Höhepunkt der Verlegearbeiten bildeten die Steilfassaden an der Südseite des Verwaltungsgebäudes. Die Neigung um 45 Grad war eine besondere Aufgabe für den Berliner Dachdeckerbetrieb Dachland GmbH – die Dachdecker mussten angeseilt arbeiten. Ein Großteil der Dachland-Mitarbeiter besitzt bereits eine Ausbildung zum Industriekletterer, beste Voraussetzungen für anspruchsvolle Dachflächen. Vor allem bei der Nahtverbindung mittels Heißluftverschweißung kam es auf eine zuverlässige Sicherung der verwendeten Geräte und der Dachdecker an. Die Dachbahnen sollten komplett am Stück verlegt werden, um so viele einzelne Zuschnitte um die nachträglich angebrachten Stützenfüße der Photovoltaik-Anlage zu vermeiden. Dies war bei der 45 Grad-Neigung jedoch keine leichte Aufgabe. Wegen der steilen Dachneigung wurde hierfür die Kunststoffdachabdichtung des Typs »Sarnafil TS 77-20 E« verwendet. Sie eignet sich für mechanisch befestigte Dächer mit Dachneigungen über 20 Grad und weist darüber hinaus einen erhöhten Brandschutz auf. Die 2 mm dicke Kunststoff-Dachbahn aus flexiblem Polyolefin ist auch wegen ihrer Langlebigkeit die ideale Abdichtung unter einer Photovoltaik-Anlage.Nachdem die Kunststoffdachabdichtung Stück für Stück mechanisch befestigt wurde, stand die Detailarbeit an_ Die Dachbahn wurde für den Einbau der Photovoltaik-Halterungen an insgesamt 170 Stellen wieder vorsichtig aufgeschnitten, da die Stützenfüße nachträglich angebracht wurden. Die anschließende erneute Abdichtung erfolgte mittels vorgefertigter Rohreinfassungen, die jeweils über die Halterungen gestülpt wurden und per Heißluftverschweißung einen homogenen Verbund mit der »Sarnafil«-Abdichtung eingingen. So wird sichergestellt, dass auch die Steilfassaden dauerhaft dicht bleiben. Im letzten Schritt montierte man die rahmenlosen Photovoltaikmodule. Die Energiefassade liegt nun wie eine Haut über beiden Gebäudeteilen und sorgt für einen jährlichen Stromertrag von 88.000 kWh.

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