Ideale »Rahmenbedingungen« für Wohnprojekt in Köln

Lange Zeit bestimmten triste Zweckbauten aus den 1960er- und 1970er-Jahren das Kölner Stadtbild zwischen Tel-Aviv-Straße, Perlengraben und Blaubach. Nun ist auf dem Gelände des ehemaligen Zollkriminalamts hochwertiger Wohnraum mit der Abgeschlossenheit eines kleinen Stadtquartiers entstanden – mit »Isokorb«-Lösungen von Schöck.

Lesedauer: min

Oliver Soinis »S.I.E. Immobilienentwicklung GmbH« hat für das Gelände des ehemaligen Zollkriminalamts einen Architektenwettbewerb ausgelobt, den Boris Enning Architekt BDA Stadtplaner aus Köln gewann. Es entstand eine hohe stadträumliche Qualität inmitten der Kölner City, ein hochwertiger Wohnraum mit der Abgeschlossenheit eines kleinen Stadtquartiers. Die spannungsvoll gegliederte Fassade wird akzentuiert durch gerahmte Balkone, sogenannte »Frames« aus Sichtbeton – die durch Wandscheiben mit Hilfe des Schöck »Isokorb Typ WXT« gehalten werden.
Die Idee zur Bebauung der keilförmigen Grundstücksfläche entstammt einem Konzept des Frankfurter Architekturbüros Albert Speer + Partner. Mit der Bebauung konnte 2015 begonnen werden, nachdem Archäologen das Areal untersucht hatten. Vor 130 Jahren befand sich dort das Hauptdepot der Kölner Pferdebahn, aber auch Spuren der Römer wurden entdeckt.
2 000 Jahre später werten die beiden Gebäude mit dem klangvollen Namen »55 Frames« das Quartier mit urbaner und inspirierender Architektur auf. Der innovative und nachhaltige Charakter des Projekts zeigte sich auch schon vor Baubeginn, denn Recyclingmaterial des Abrissgebäudes wurde unter anderem zur Verbesserung der Bodentragfähigkeit genutzt.Individuelles Raumangebot
Das Architekturbüro Boris Enning hat auf dem 4 162 m2 großen Eckgrundstück zwei kompakte, aber trotzdem durchlässige Wohnriegel mit ruhigen Innenhöfen geplant. »Die Baukörper sind mit zahlreichen Wegen verbunden, die eine halb­öffentliche Fläche entstehen lassen. Auf die Verkehrs- und Lärmsituation haben wir mit einer Erschließung über helle Laubengänge als Lichtflure und dem geschützten grünen Innenhof reagiert«, erklärt Enning.
Der Architekt realisierte 81 Eigentumswohnungen vom 49 m2 großen Apartment bis zur 160 m2 großen Loftwohnung mit Sauna. Der Neubau verfügt über eine Tiefgarage mit 73 Stellplätzen sowie über eine Unterkellerung mit Abstell-, Neben und Technikräumen auf einer Nettogrundfläche von 12 922 m2. Insgesamt wurden sechs Vollgeschosse plus Staffelgeschoss errichtet.
Neben der außergewöhnlichen Architektur und dem individuellen Raumangebot gehört auch das Konzept eines intelligent geplanten Umfelds mit zeitgemäßer Mobilität wie eBike-Ladestationen, ein Carsharing-Projekt, Housekeeping und modernem Energiehaushalt dazu. Boris Enning erhielt für die »hohe stadträumliche Qualität des Baukörpers, der inmitten der City hochwertigen Wohnraum schafft und sich dem umgebenden Raum als neues Bindeglied mit hoher Aufenthaltsqualität anbietet«, von der Jury einstimmig den ersten Platz.

Rohbau und Statik
Als Generalunternehmer wurde die Peter Gross Bau GmbH, St. Ingbert, mit der Errichtung des 50 915 m3 großen Schlüsselfertigbaus beauftragt. Die Rohbauarbeiten sind weitgehend in Stahlbeton ausgeführt. Wo es möglich war, kam Mauerwerk zum Einsatz.
»Für uns war die Gesamt­stabilität des Gebäudes ein großes Thema«, erklärt Astrid Knipp vom »bau|werk«-Ingenieurbüro Köln, das für die gesamte Statik verantwortlich ist. »Bei dieser Größenordnung benötigt man eine ausreichende Anzahl an Wänden, um das Gebäude auszusteifen. Aus gestalterischen Gründen und aus architektonischer Sicht sind natürlich so wenig Wände wie möglich gewünscht. Die Aussteifung haben wir dann hauptsächlich über die Wände in den Treppenhäusern und Aufzugsschächten erreicht, die über alle Geschosse durchlaufen. Um den Lasten gerecht zu werden, haben wir die Fassaden statisch als wandartige Träger mit großen Löchern berechnet. Obwohl wir das Gebäude im unteren Bereich komplett mit Stahlbeton konzipiert haben, war die Berechnung nicht ganz trivial«, ergänzt Astrid Knipp.

Lebhaftes Fassadenbild
Die Tel-Aviv-Straße ist bereits gesäumt von Bürogebäuden und strukturierten Fassaden. »Deswegen war es unsere Absicht, deutlich herausstellen, dass es sich hier nicht um ein weiteres Verwaltungsgebäude handelt, sondern um individuelles Wohnen«, erläutert Architekt Enning. Diese Individualität sollte auch in der bunt aufgelockerten Fassade mit den Frames zum Ausdruck kommen. »So konnten wir natürlich auch sehr unterschiedliche Wohnungstypen anordnen. Denn jede Wohnung hat an der richtigen Stelle ihre Fenster und dadurch, dass die Wohnungen übereinanderliegend nicht gleich sind, ergibt sich dieses bunte Fassadenbild«, ergänzt Enning.
Ein weiteres, besonderes Merkmal der Fassade sind die vor Ort aus Beton hergestellten Balkone mit grün eingefärbter Glasbrüstung, die wie Rahmen auf die Fassade gesetzt sind. Die vierseitigen Rahmen sind bis zu 2,5 m tief. Sie bilden für die darüberliegende Etage den Boden und für die darunterliegende Etage die Decke eines Balkons. Teilweise sind die Rahmen zwei- oder dreifach gestapelt.

»Die Stärke der Wandscheibe war mit 20 cm relativ gering, daher haben wir mit der geringsten Dicke des ›WXT‹ gearbeitet. Trotz der kleineren Dimensionierung konnten wir die wirkenden Lasten wie gefordert ableiten.«
Christoph Meul, Leiter
Produktingenieure bei Schöck


Konstruktion der Frames
»Aufgrund des großen Gewichts und der Auskragung von bis zu 2,5 m der Frames konnten wir hier nicht mit dem »Isokorb« für auskragende Deckenplatten arbeiten, den wir normalerweise für die Balkonbefestigung nutzen. Wir haben daher die seitlichen Wände für die statische Befestigung der Frames genutzt«, erläutert Statikerin Knipp die Problematik. Hierzu wurde eine Wandscheibe jeweils mit einem »Isokorb Typ WXT« und der innenliegenden Wand verbunden, die andere Wandscheibe ist mit einem in die Stütze abgebogenen »Typ WXT« in der Außenwand verankert, da hier keine innenliegende Wand für die Rückverankerung vorhanden war. Die oberen und unteren Deckenplatten sind lediglich mit dem »Isokorb Ergänzungstyp HP-XT« befestigt und liegen bzw. hängen somit auf bzw. an den Wandscheiben.
Der »Schöck Isokorb Ergänzungstyp HP-XT« überträgt Kräfte sowohl parallel als auch senkrecht zur Dämm­ebene. Christoph Meul, Leiter Produktingenieure bei Schöck, ergänzt: »Die Stärke der Wandscheibe war mit 20 cm relativ gering, daher haben wir mit der geringsten Dicke des ›WXT‹ gearbeitet. Trotz der kleineren Dimensionierung konnten wir die wirkenden Lasten wie gefordert ableiten.« So konnte mit Hilfe des »Schöck Isokorb Typ WXT« die erforderliche Tragfähigkeit der auskragenden Wandscheiben und somit der »Frames« problemlos erreicht werden.

[3]
Socials