Februar 2017

Lesedauer: min

Die Zukunft des Baus ist ein Sanierungsfall


Die Branche hat Grund, sich selbst zu feiern – und mit der BAU ist ihr das wieder einmal eindrucksvoll gelungen_ Auch 2017 strömten mehr als 250 000 Fachbesucher nach München. Das ist zwar nicht unbedingt ein neuer Rekord, aber die Zahl der internationalen Besucher, insbesondere aus Ländern außerhalb der EU, ist enorm gestiegen. Insgesamt kam knapp ein Drittel der Gäste aus dem Ausland. Auch bei den Anbietern lässt sich ein Trend zur Internationalisierung feststellen_ Insgesamt 2 120 Aussteller, neuer Rekord, aus 45 Herkunftsländern haben die Position der BAU als Weltleitmesse gestärkt.

Fernab aller Internationalität standen auf der BAU auch durchaus nationale Probleme auf der Tagesordnung_ Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist und bleibt als Thema wohl ein Dauerbrenner. Für das Problem wurden viele unterschiedliche Ursachen benannt und noch mehr Lösungen vorgeschlagen. Als Bundesbau-
ministerin zog Barbara Hendricks bei der Messe-Eröffnung eine positive Bilanz aus der »Wohnungsbauoffensive« ihres Ministeriums, verwies auf 380 000 Baugenehmigungen. Dass »genehmigt nicht gleich gebaut« bedeutet, machte indessen der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) klar. Der BDB fordert ein »Akut-Paket Wohnungsbau« und kritisiert die viel zu geringe Renovierungsquote von nur etwa einem Prozent.

Die Forderung nach einem eigenen »Bau-Ministerium« unterstreicht diese Position_ Dass beim jetzigen Ministeriums-Zuschnitt das Thema »Bauen« neben den Ressorts Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit unter »ferner liefen« rangiert, wird der Bedeutung der Branche und der Dringlichkeit der zu lösenden Probleme nicht gerecht. Und_ In Zeiten, da bei Neubauten weit mehr als ein Drittel der Baukosten auf staatliche Verordnungen und Vorgaben zurückzuführen sind, werden Forderungen laut, die staatliche Regulierungswut wenigstens besser zu koordinieren und steuerliche Anreize für das Sanieren zu schaffen. Man darf gespannt sein, ob und wie im Wahljahr 2017die Parteien dieses Thema aufgreifen bzw. zum Wahlkampfthema machen.

Kämpfe ganz anderer Art tragen derweil zwei Lobby-Verbände aus_ Während die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR) und der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband (DeSH) bei ihrem gemeinsamen Branchentreff in Berlin unter dem Motto »Das Ende der Steinzeit« den Baustoff Holz im Vergleich zum Mauerwerk als »grüner und günstiger« bezeichneten, hat auf der BAU die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) verkündet: »Stein ist grün und günstiger als Holz.« Die in einer Pressekonferenz vorgestellten Studien brachten wiederum den Deutschen Holzwirtschaftsrat (DHWR) so auf die Palme, dass er auf einem Flugblatt die Basis der Studien auf zwei A4-Seiten anzweifelte.

Der baustoffPARTNER wird sich auch hier ein eigenes Bild machen und seine Leser weiter auf dem Laufenden halten.

Herzliche Grüße

Jan Rieken
[0]
Socials