Februar 2015

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Wohnungsbau und Klimaschutz


Die BAU wurde in diesem Januar ihrem Anspruch als Weltleitmesse in vollem Umfang gerecht. Der Münchener Branchentreff durchbrach erstmals in seiner 50jährigen Geschichte die Schallmauer von 250000 Besuchern. Von den Ausstellern gab es durchweg Bestnoten, und auch die Kommentare der Besucher waren geradezu überschwänglich.

Unbestritten war die BAU auch in diesem Jahr wieder »die« Messe für Architekten und Planer. In unseren zahlreichen Gesprächen erfuhren wir von den Ausstellern, dass diese auch aus den Reihen der Handwerker und des Handels einen enormen Zuspruch erhielten. Und nicht zuletzt freuten sich die ausstellenden Unternehmen über einen deutlich höheren Anteil an internationalen Gästen auf ihren Ständen als noch in 2013. Im Januar kamen rund 72000 Baufachleute aus dem Ausland an die Isar; das entspricht einem Plus von 20 % im Vergleich zur Veranstaltung von vor zwei Jahren.

Euphorie in den Messehallen einerseits – bei der Betrachtung der Wohn-Realität hierzulande gibt es allerdings weniger Grund zu jubeln. Denn in Deutschland wird dringend mehr bezahlbarer Wohnraum benötigt. Hierzu präsentierte die Deutsche Gesellschaft für den Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) in München eine aktuelle Pestel-Studie. Diese weist darauf hin, dass seit 2007 in Deutschland zu wenige Wohnungen gebaut werden. Die daraus resultierende Wohnraumknappheit wird ein zunehmend sensibles Problem für die Politik von Bund, Ländern und Kommunen. Der Studie zufolge fehlen speziell in den Ballungszentren und Hochschulstädten heute rund 500000 Wohnungseinheiten. Außerdem benötigt unser Land insbesondere durch die hohen Zuwanderungsraten einen jährlichen Wohnungsneubau von mindestens 250000 Einheiten. Will man den Defizitbestand in den nächsten zehn Jahren abbauen und gleichzeitig den aktuellen Neubedarf abdecken, müssten ab sofort jährlich rund 300000 Wohnungseinheiten neu gebaut werden.
Angesichts der angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt hatte Ministerin Hendricks bereits im Juli 2014 ein »Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen« geschlossen, um gemeinsam mit Vertretern aus den Bereichen der Wohnungswirtschaft, der Planer, der Bauwirtschaft, der Bauprodukthersteller sowie Vertretern der Länder und der öffentlichen Hand das Thema umfassend zu beraten.

Der Kongress am Rande der BAU unter der Überschrift »Sparst Du noch oder baust Du schon?« widmete sich daher aktuellen Fragen des kostenbewussten und nachhaltigen Planen und Bauens. »Der Baubereich ist inzwischen auch auf der Ebene des Ministeriums eng mit der Energiewende verbunden«, sagte Dr. Barbara Hendricks in München. Architekten, Bauunternehmer und Baustoffproduzenten haben sich längst auf die Notwendigkeit energiesparender Gebäude eingestellt. Bislang erschienen die Ansprüche an das Bauen und die Anforderungen des Klima- und Umweltschutzes zunächst als scheinbar unversöhnliche Gegensätze. Das wolle man ändern, versicherte Hendricks. Neben dem Wohnungsbau sei die große Herausforderung der Klimaschutz. Deutschland wolle aus guten Gründen Vorreiter sein und werde international auch als Vorreiter gesehen. Hendricks_ »Diesem Anspruch werden wir aber nur gerecht, wenn wir unsere selbstgesteckten Ziele und unsere internationalen Verpflichtungen einhalten.«

Herzliche Grüße

Gerd Rottstegge
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