Die Perfektionierung der Abdichtungskunst

Mit einer Dachabdichtung aus Kunststoff fing alles an. Heute, 250 Millionen verkaufte Quadratmeter Dachbahnen später, hat FDT die Abdichtungskunst perfektioniert. Die führende Flachdach-Technologie dieses Herstellers bietet Architekten, Bauherren und Verarbeitern intelligente, praxisbewährte Lösungen mit einer langen Lebensdauer. Wie begann die Firmengeschichte? Was hat FDT so erfolgreich gemacht? Wo sieht das Unternehmen seine Chancen und Potenziale für die Zukunft? FDT-Eigentümer Joachim Gussner beantwortet die Fragen der Redaktion.

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Baustoff-Partner: Herr Gussner, was in den 50er-Jahren im Namen der Schildkröt Kunststoffwerke AG anfing, baute die Braas & Co. GmbH nach ihrer Firmenübernahme 1971 weiter aus. 1999 erwarben Sie das Unternehmen Braas Flachdachsysteme und gaben ihm den neuen Namen FlachdachTechnologie, kurz FDT. Wie sah Ihr beruflicher Werdegang bis dahin aus?

Joachim Gussner_ Nach abgeschlossenem Jurastudium war ich zunächst für mehrere Jahre beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag im In- und Ausland tätig. Danach wurde mir eine Leitungsposition in der Industrie angeboten. 1988 folgte der Wechsel in die Bauzuliefererindustrie zur alwitra GmbH in Trier. Drei Jahre später hatte ich die Gelegenheit, das Unternehmen von Klaus Göbel zu erwerben und bin seitdem Inhaber des Unternehmens. Bis heute bin ich, von einem tollen Team unterstützt, dort Geschäftsführer.

Baustoff-Partner: Bitte skizzieren Sie die Entwicklung des Unternehmens vor Ihrem Einstieg im Jahr 1999.

Gussner_ Zur Geschichte von FDT gehört eine Vielzahl von Meilensteinen. Einer liegt sogar weit vor der Zeit, als die Rheinische Hartgummi-Waren-Fabrik AG als eines der Vorgängerunternehmen von FDT überhaupt mit Dachabdichtungen zu tun hatte. 1938 nämlich setzte BASF erstmals PIB-Bahnen aus Oppanol zur Bauwerksabdichtung sowie Oppanol ORG im Bereich Säureschutz ein.

1955 kommt von der »Rheinischen« mit Nicolon als Vorläufer der heutigen FDT-Lichtsysteme die erste glasklare Folie auf den Markt. Drei Jahre später übernimmt die »Rheinische« das PIB-(Oppanol)-Programm von BASF und auch den Standort in Hemsbach. 1965 folgt die Markteinführung der Dachbahn »Rhenofol C«. Unter dem Firmennamen Schildkröt Kunststoffwerke AG wird ab 1970 das Dachbahnen-, Lichtplatten- und Säureschutzprogramm weitergeführt. Schon zwei Jahre nach der Übernahme durch Braas in 1971 gründet sich das nunmehr eigenständige Unternehmen Braas Flachdachsysteme.

Im gleichen Jahr wird erstmals »Rhepanol« mit Vlieskaschierung und integriertem Dichtrand als »Rhepanol fk« produziert. 1997 folgte dann die überaus erfolgreiche Markteinführung von »Rhepanol fk« im Klettsystem, einer witterungsunabhängigen und klebefreien Befestigungsart.Baustoff-Partner: Was hat Sie veranlasst, gerade dieses Unternehmen zu kaufen? Wo sahen Sie die Potenziale, die Marktchancen?

Gussner_ Aufgrund meiner langjährigen Tätigkeit in der Dachbranche, unter anderem auch im damaligen Dachbahnenverband DUD, dessen Vorsitzender ich zwischenzeitlich geworden bin, hatte ich sowohl gute Beziehungen zu Braas und Lafarge als auch persönliche Kontakte zu den verantwortlichen Entscheidern.

Als man seitens Lafarge zu dem Entschluss kam, sich von Braas Flachdachsysteme zu trennen, sah ich eine weitere Chance für mich. Mit dem Kauf der heutigen FDT ergab sich für mich die einmalige Gelegenheit, die älteste Kunststoff-Dachbahn der Welt, die neben der PVC-Bahn »Rhenofol« unter der bekannten Marke »Rhepanol fk« am Markt etabliert war, erfolgreich weiter zu führen. Auch wenn zur Zeit der Übernahme die Vorzeichen alles andere als günstig waren. Insbesondere die Konzernstrukturen waren eine große Bürde. Allerdings boten die beiden Hauptprodukte und deren hervorragendes Markenpotenzial große Chancen. Zwei starke Marken, die auch über den deutschen Markt hinaus sehr bekannt ­waren. Also war meinem erfahrenen Team und mir sehr schnell klar, das Unternehmen in seiner Struktur und Größe umzubauen, um das große Potenzial abzurufen.

Baustoff-Partner: Was bedeutete die Einführung der Dachbahnsysteme »Rhepanol« und »Rhenofol« für den Unternehmenserfolg?

Gussner_ Sowohl für die Braas Flachdachsysteme wie auch für die FDT waren und sind die beiden starken Marken »Rhepanol« und »Rhenofol« der Garant für die überaus hohe Bekanntheit und den durchschlagenden Erfolg in Deutschland sowie auf dem gesamteuropäischen Markt.

In diesem Jahr feiert »Rhepanol« als älteste Kunststoff-Dachbahn der Welt bereits ihren 75. Geburtstag. Zudem gehört »Rhepanol« zu den ersten Kunststoff-Dachbahnen mit einer umfassenden Ökobilanz, lange bevor EPDs zum großen Thema wurden. Mit der konsequenten Weiterentwicklung der wirtschaftlichen Kunststoff-Dachbahn »Rhenofol« und der Einführung einer homogen verschweißbaren »Rhepanol«-Bahn für den Einsatz unter begrünten Dächern konnte in den letzten Jahren das Potenzial beider Marken weiter ausgeschöpft werden.

Baustoff-Partner: Wo steht FDT heute?

Gussner_ Seit der Umfirmierung hat FDT seine Rolle als Europas führender Anbieter von Kunststoff-Dachbahnen weiter ausgebaut. Die schon angesprochene Weiterentwicklung der beiden Bahnensysteme ­»Rhenofol« und »Rhepanol« sowie die Bereitstellung von baupraktisch bewährtem Zubehör wie dem »VarioGully« sind Gründe für die Stärkung der aktuellen Marktposition. Nicht zu vergessen das starke Team von Fachberatern und Anwendungstechnikern, die Architekten, Verarbeitern und Bauherren in allen Fragen rund um das dauerhaft funktionsfähige Flachdach kompetent beraten.

Historisch bedingt besteht das FDT-Geschäft aus den drei Produktbereichen Lichtplatten, Säureschutz sowie Dachbahnen. Insgesamt arbeiten zurzeit rund 350 Mitarbeiter an den beiden Standorten Mannheim und Hemsbach sowie im Außendienst.

Baustoff-Partner: Wie wird sich der Markt für Ihre Produkte künftig entwickeln?

Gussner_ Gekoppelt an das ­Wirtschaftswachstum der herstellenden und verarbeitenden Industrie wird auch der Abdichtungsmarkt in Zukunft relativ stabil bleiben. Herausragenden klimatischen Ereignissen wurde bereits in den letzten Jahren durch die verschärften Anforderungen an die Entwässerung von Flachdächern unter dem Stichwort »Jahrhundertregen« Rechnung getragen. Ohne Zweifel müssen wir uns in unseren Breitengraden wieder auf längere Winterperioden einstellen. Das zeigen zumindest die Winter der vergangenen Jahre. Unsere Abdichtungsprodukte »Rhepanol« und »Rhenofol« zeichnen sich bereits heute durch ihre hohe Kälteflexibilität, UV-Beständigkeit und Langlebigkeit aus.

Baustoff-Partner: Welchen Anforderungen des Marktes werden Sie sich künftig stellen müssen?

Gussner_ Nicht nur der Hochbaubereich und damit der Flachdachsektor werden sich in den kommenden Jahren weiterentwickeln. Zugleich steigen die Anforderungen an Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Deshalb gehört die Bereitstellung von dauerhaft funktionsfähigen Dachabdichtungssystemen mit einer wirtschaftlich vertretbaren Preisstruktur und der Wieder- bzw. Weiterverwertung nach deren Nutzungsphase weiterhin zu den wesentlichen Aufgaben der Zukunft. Immer wichtiger wird zugleich auch die Kommunikation über die neuen Medien wie Smartphones. Hier muss uns der Spagat zwischen handwerklicher und planerischer Fachinformation und nutzerfreundlicher Bedienung gelingen.

Baustoff-Partner: Wo sehen Sie Potenziale für die Zukunft?

Gussner_ Wir arbeiten weiter daran, dass unsere Markenprodukte noch sicherer in der Verarbeitung werden. Konkret heißt dies, dass wir mögliche Fehlerquellen bei der Verarbeitung auf ein Minimum reduzieren wollen. Mit Blick auf die Nachhaltigkeit setzen wir zudem auf Langlebigkeit – immerhin gibt es in Deutschland ein noch voll funktionsfähiges »Rhepanol«-Dach, das 57 Jahre alt ist. Hier können wir schon heute mit einer bestätigten Lebensdauer von über 35 Jahren punkten.

Baustoff-Partner: Wer sind Ihre wichtigsten Partner im Markt?

Gussner_ Hauptansprechpartner sind neben den Verarbeitern aus den beiden Gewerken Dachdecker und Zimmerer in jedem Fall die Architekten und deren Bauherren. Mit unserem breit aufgestellten und fachlich kompetenten Beratungsteam sind wir heute in der Lage, Objekte von der ersten Vorplanung bis zur technischen Abnahme des realisierten Flachdaches zu begleiten. Darüber hinaus haben wir natürlich gute Kontakte zum Bedachungsfachhandel, der mit dafür sorgt, dass unsere Produkte termingerecht zur Baustelle kommen.

Baustoff-Partner: Welche Leistungen erbringt FDT für seine Marktpartner – über die Lieferung der Produkte hinaus?

Gussner_ Auch im kommenden Frühjahr nutzen wir die hoffentlich kurze Winterpause wie schon seit vielen Jahren für ein umfangreiches FDT-Schulungsangebot für Einsteiger und Profis am Flachdach. Darüber hinaus bieten wir für den Fachverleger eine kostenlose App, über die sich alle relevanten Informationen rund um die bewährten FDT-Produkte abrufen lassen. Zudem sorgen unterschiedlichste Marketingaktivitäten wie Mailings, Kundenzeitung, Produkt-Anzeigen, Objektreportagen und Fachaufsätze für eine starke Durchdringung des Marktes. Diese kontinuierliche Präsenz unterstützt am Ende auch den Verarbeiter, wenn er unsere Produkte anbietet.

Gemeinsam mit weiteren namhaften Herstellern von Bauprodukten organisieren wir schon seit einigen Jahren Verbundveranstaltungen zu aktuellen Themen rund um das Dach oder die Gebäudehülle. Hiermit sollen gezielt Architekten und Fachplaner angesprochen werden, um sie auf unsere bewährten Markenprodukte sowie die vielfältigen Serviceleistungen aufmerksam zu machen. Insbesondere im Objektgeschäft unterstützen wir den Planer mit unseren technischen Services wie Windsog- oder Entwässerungsberechnungen.

Baustoff-Partner: Wo sind die stärksten Exportmärkte für FDT?

Gussner_ Seit jeher war FDT in Sachen Export sehr gut aufgestellt. Zu unseren wichtigsten Exportmärkten gehören neben Frankreich und den Benelux-Ländern auch Österreich, Slowenien, Kroatien, Serbien und Polen sowie weitere osteuropäische Länder. Insbesondere der Markt in Russland erlebte vor einigen Jahren einen deutlichen Abschwung.

Hier gilt es für die Zukunft wieder verstärkt aktiv zu werden und für besseren Absatz zu sorgen. Schließlich ist dort die Bautätigkeit ja nicht eingestellt worden.

Baustoff-Partner: Was haben Sie in den nächsten Jahren vor?

Gussner_ Mit der schon angesprochenen Steigerung vorhandener Potenziale im In- und Ausland behaupten und stärken wir weiter unsere Führungsrolle als einer der ältesten und erfahrensten Marktteilnehmer. Wir wollen in allen Bereichen mit Spitzenleistungen überzeugen. Das schließt selbstverständlich Produktweiterentwicklungen mit ein.

Ansonsten ist ein Unternehmen ja kein statisches Gebilde, sondern eher ein organisches. Deshalb finden eigentlich permanent Optimierungen und ­Anpassungen statt. Wir werden weiterhin den deutschen und auch die unterschiedlichen Exportmärkte beobachten und auf notwendige Veränderungen schnell und konsequent reagieren. So stellen wir z. B. im kommenden Jahr nach über zehn Jahren wieder auf einer DACH + HOLZ aus, weil dies zum jetzigen Zeitpunkt der richtige Schritt im deutschen Markt ist.

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