Dach der Basilika St. Jakob in Straubing saniert

Vor rund acht Jahren erfolgte eine umfassende Sanierung mit kompletter Neueindeckung des Kirchendaches der Basilika St. Jakob in Straubing. Trotzdem kam es im Laufe der Zeit zu Regenschäden im Dachbereich.

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Diese führten teilweise zu Schäden an der wertvollen Kircheneinrichtung. Zudem lösten sich mehrfach Dachziegel und fielen in den stark befahrenen Straßenbereich neben der Kirche. Im Winter kam es zu Schneeeintrieb, im Sommer trieb der Wind den Regen in das Dach.
Anlässlich der geplanten Innenrenovierung wurde das Dach in 2009 gutachterlich untersucht. Daraus ergab sich, dass die komplette Dachfläche von rund 3000 m² umfassend saniert werden musste. Aus diesem Grund wird in kleinen Abschnitten die Bibereindeckung entfernt, eine normgerechte Lattung eingebaut und die Ziegel entsprechend der Windsogberechnung mit Biberklammern Typ 415 c von FOS gesichert.

Wahrzeichen der Stadt


Urkundlich erwähnt ist die erste Jakobskirche im niederbayrischen Straubing mit dem Jahr 1288. Die größte Hallenkirche Bayerns wurde um 1395 unter Herzog Albrecht II. im Stil der Gotik durch den Baumeister Hans von Burghausen errichtet. Der Chor war bereits 1418 fertiggestellt, das Langhaus wurde erst in den Jahren 1512 bis 1513 vollendet. Es zeigt sich als große Halle mit drei gleich hohen Schiffen. Mit dem Turmbau begann man erst 1516. Im oberen quadratischen Turmgeschoss ist die Jahreszahl 1579 verewigt. Nach einem großen Brand am 13. September 1780 bekam der renovierte Kirchenbau den aktuellen birnenförmigen Turmhelm. Er zählt heute mit rund 95 Meter Höhe zu den höchsten Kirchtürmen in Bayern und ist eines der weithin sichtbaren Wahrzeichen der Stadt Straubing. Am 23. Juli 1989 erhob Papst Johannes Paul II die Stiftskirche mit dem apostolischen Schreiben »Sancti profecto« zur »Basilica minor«. Augenblicklich ist die Kirche wegen der Generalsanierung für rund zwei Jahre für Besucher nicht zugänglich.

Dreischiffige Halle


Das rund 77 Meter außen messende Langhaus und der Chor bilden eine einheitliche dreischiffige Halle. Untergliedert wird der Ziegelbau durch Strebepfeiler und die Fenster des Hochgadens. Die Turmhöhe beträgt ohne Kreuz 89 Meter und mit Kreuz 95 Meter. An dessen Nordseite gibt es ein kleines Treppentürmchen. Nur die Gliederung des Langhauses und der Turmunterbau bestehen teilweise aus Kalkstein. Die Innenlänge der Kirche ist ohne Turm 82 Meter, mit Turm 91 Meter. Die Kirchenhalle ist ohne Kapellen 21 Meter breit, die Scheitelhöhe der Gewölbe beträgt 21 Meter. Zehn Säulenpaare untergliedern den Raum. Das ursprüngliche gotische Rippengewölbe wurde durch den Brand von 1780 so stark beschädigt, dass es aufgegeben werden musste und durch ein flaches und teilweise rundbogiges Gewölbe ersetzt wurde. Fünf Fenster enthalten wertvolle spätgotische Glasmalereien. An der Südseite der Kirche gibt es zwei Portale, an der Nordseite eines. Die Kircheneinrichtung ist wertvoll, dazu zählen unter anderem ein spätgotischer Flügelaltar von 1485 sowie eine reich verzierte Rokokokanzlei von 1752.
Die Ausstattung der Seitenkapellen wurde meist von Straubinger Patrizierfamilien gefördert. Mit der jetzigen, sehr aufwendigen Innenrenovierung, gefördert durch die Diözese Regensburg, die Bayerischen Staatsregierung, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, den Bezirk Niederbayern und den Kirchenbauförderverein, wird der Bestand gesichert.

Dachsanierung notwendig


Die ursprünglich nicht geplante Komplettsanierung der 52 Grad geneigten (sehr steilen) Dachfläche wurde aufgrund der gutachterlichen Überprüfung notwendig und im Rahmen der laufenden Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Bei dem rund 3000 m2 messenden Dach mit einer Traufhöhe von rund 23,20 m und einer Firsthöhe von rund 37,10 m über Gelände beträgt die Länge der Dachfläche von Traufe zum First rund 18,90 m. Imposant ist auch der Dachbereich mit seinem aus dem Wiederaufbau nach 1780 stammenden, unbehandelten Holzdachstuhl mit einer Innenhöhe von ca. 13,30 m.
Das mit der Planung der Innensanierung beauftragte Architekturbüro Nadler & Sperk aus Landshut wurde auch mit der Dachsanierung beauftragt. »Aufgrund der gutachterlichen Stellungnahme ließen wir die Windsogberechnung sowie die neue Lattung berechnen«, so Dipl.-Ing. Michael Nadler. Denn es zeigte sich, dass die vorhandene Konterlattung mit 75 mm Breite zu gering bemessen war, jetzt werden dafür 120 mm Latten eingesetzt. Zudem wird der Lattenabstand jetzt entsprechend der neuen Berechnung kleiner gehalten, die Höhenüberdeckung sowie der seitliche Abstand der Biber fachgerecht ausgeführt. Es zeigte sich auch, dass die notwendigen Leiterhaken zum Teil auf der Lattung und nicht, wie es richtig ist, auf dem Sparren befestigt wurden. Auch das wird bei der Dachsanierung korrigiert.
Gemäß der von FOS durchgeführten Windsogberechnung und dem daraus resultierenden Verlegeplan werden abschnittsweise die verlegten Biber entnommen. Die neue Konterlattung wird eingebaut und jeder zweite Biber in der Fläche sowie jeder Dachziegel im Turmbereich und über dem runden Chorbereich mit den Biberklammern Typ 415 c von Fr. Ossenberg Schule + Söhne (FOS) neu eingedeckt.
Dazu werden von der ausführenden Zimmerei Franz Seidel GmbH rund 67 000 Klammern FOS Typ 415 c mit den alten, vorher gelagerten Ziegeln verarbeitet.
Da durch die abschnittsweise Entnahme der Alteindeckung offene Flächen entstehen, musste das Deckengewölbe der Hallenkirche besonders vor Regen geschützt werden. Dafür wird auf dem Dachboden eine Teichfolie mit einer wannenartigen Ausbildung verlegt, falls durch die täglich ausgeführte Folienabdeckung der Dachöffnungen doch einmal Wasser eindringen sollte. Eine aufwendige, aber wegen der Kirchenschätze notwendige Sicherungsmaßnahme.

Fazit


Die umfangreiche Dachsanierung, voraussichtlich Ende 2012 abgeschlossen, wäre noch nicht notwendig geworden, hätte der Dachdecker seinerzeit mehr Wert auf eine sachgemäße Berechnung und fachgerechte Ausführung gelegt. Allerdings sind auch der Planer und der Bauleiter in solchen Fällen in der Haftung, denn ihre Aufgabe ist es, die Einhaltung der gültigen Normen und Regelwerke zu überprüfen. Das ist besonders wichtig wegen der hohen Windbelastung, wie sie bei großen Kirchendächern auftritt.

Autor: H. J. Krolkiewicz

 
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