Früher gab es auf der Baustelle Sand, Kies, Zement und einen Freifall-Mischer. Doch seit den 1970er-Jahren hat sich dies allmählich geändert, erläutert Collomix-Geschäftsführer Alexander Essing die Ausgangslage für die Gründung des Unternehmens im Jahr 1974. Speziell die Farbenindustrie entwickelte zu dieser Zeit viele innovative Produkte, die nach neuen Verarbeitungstechniken verlangten. Die beiden Gründer Johannes Essing und Horst Heimgärtner hatten zunächst den Vertrieb von »Airless«-Farbspritzgeräten übernommen, doch dies aufgrund der hohen Reklamationsquote schnell wieder ad acta gelegt. Mit der Gründung von Collomix – der Name ist eine Kombination aus Color und Mix – sollte den Handwerkern das passende Werkzeug zum Mischen von Farben und anderen chemischen Baustoffen an die Hand gegeben werden.
Ein Sortiment mit vier Trümpfen
Recht früh schon wird das Geschäftskonzept klar und ein Grundsortiment zusammengestellt. Zur Messe Farbe in Stuttgart im Jahr 1978 warb das Unternehmen mit seinen vier Trümpfen: Rührkörbe, Handrührwerke, Mischstationen und Zentrifugalmischer. »Der Nukleus von Collomix, der sich bis heute nicht wesentlich verändert hat«, so Geschäftsführer Alexander Essing. Was sich ändert, ist die Dimension des Geschäftes. In den 1980er-Jahren – man ist inzwischen von Ingolstadt ins nahe gelegene Gewerbegebiet von Gaimersheim umgezogen – beginnt die Phase der Industrialisierung. »Erstmals gelingt es durch die Entwicklung neuer Maschinen, Rührer in großen Stückzahlen zu produzieren«, so Alexander Essing. Die Eigenentwicklungen lässt Collomix damals noch von Partnerunternehmen herstellen.
Montage des Fließmassenmischers »LevMix« aus der Collomatic-Reihe.
Mit der Wiedervereinigung beschleunigt sich das Wachstum von Collomix, auch im Ausland gewinnt man immer mehr Kunden. Collomix bietet jetzt ein schlüssiges, komplettes Rührwerkssortiment mit verschiedenen Leistungsklassen an. Der erste Biaxal-Mischer »Biax 20« für die Farbenindustrie kommt auf den Markt. Die Vielzahl an Baustoffen erhöht die Komplexität des Mischens. Collomix arbeitet bei der Entwicklung seiner Rührer eng mit den Herstellern der Bauchemie zusammen und bringt 1999 den ersten Misch-Atlas als Kompendium heraus. Damit können die Handwerker immer den passender Rührer für das verwendete Material identifizieren.
Nach der Jahrtausendwende steht die Markenentwicklung im Mittelpunkt, mit der Farbe Türkis als Wiedererkennungsmerkmal. »Unser Design wird cleaner, wir werden technischer«, erläutert Alexander Essing. Die Modellreihe »CX«, die erste von Collomix entwickelte Rührwerklinie in eigenständigem Design und mit Parallelhandgriff, verschafft der Marke enorme Reputation. Damit zeigt Collomix, so Alexander Essing, »wir sind das Original und wir geben den Takt vor.« Das unterstreicht auch eine weitere Innovation, die Schnellwechselkupplung »Hexafix«, die einen werkzeuglosen Tausch der Rührstäbe ermöglicht.
Unterdessen erweitert Collomix auch seine Kompetenzen als Hersteller. Die 2012 eingeführte Rührwerkserie »Xo« wird jetzt nicht mehr von strategischen Partnern, sondern von Collomix am Standort Gaimersheim produziert. Zur gleichen Zeit wird die Internationalisierung vorangetrieben. In den USA, wo Collomix seit 2003 aktiv ist, gründet das Unternehmen 2012 eine eigene Niederlassung in Milwaukee. Die angrenzenden europäischen Märkte bedient Collomix mit eigenen Vertriebsteams.
Auf den richtigen Rührer kommt es an – das »Mixagon« von Collomix hilft bei der Auswahl.
Rührwerke sind Hauptumsatzträger
Bis heute sind die Rührwerke mit einem Anteil von einem Drittel der wichtigste Umsatzträger. Danach folgen die Rührstäbe mit 20 Prozent. Etwa auf den gleichen Anteil kommt das Colortec-Sortiment, dahinter verbergen sich Farbmischmaschinen wie die Collomix-Biaxialmischer und Shaker. Der Anteil von Collomatic-Mischmaschinen für Zement-, Mörtel- oder Spachtelmassen beläuft sich auf rund zehn Prozent. Es sind also nach wie vor die vier Trümpfe aus der Anfangszeit, die einen Großteil des Gesamtumsatzes von aktuell 33 Mio. Euro (2023) ausmachen. Für Alexander Essing liegt in dieser Konzentration auf die Kernkompetenzen auch das Geheimnis des Erfolgs: »Mit unseren Produkten richten wir uns sehr breit an die Bedürfnisse des gesamten Bauhandwerks. Wir sind immer dann erfolgreich gewesen, wenn wir uns um das Thema Materialaufbereitung gekümmert haben, hier liegt unsere Markenidentität.«
Neue Wege der Vermarktung
Mit der im Oktober neu eingeführten Rührwerksreihe »XQ« – sie löst nach zwölf Jahren die »Xo«-Modellreihe ab – hat Collomix nach intensiver Entwicklungsphase einen neuen Standard für Handrührgeräte gesetzt. Zwei der drei »XQ«-Modelle sind erstmals mit einem digitalen Interface ausgestattet. Der Anwender kann damit exakt die gewünschte Mischzeit und die richtige Mischgeschwindigkeit einstellen. Ein völlig neues Antriebskonzept ermöglicht eine elektronisch regelbare Drehzahlsteuerung, die auch bei wechselnden Lasten auf konstantem Niveau bleibt – Grundvoraussetzung für eine optimale Vermischung der unterschiedlichen Baustoffe. Dazu gehört in der Regel auch, dass den Baustoffen die richtige Menge an Wasser beigemischt wird. Hierfür hat Collomix mit dem »AQiX« ein innovatives Wasserdosiergerät im Sortiment.
Auch bei der Vermarktung der »XQ«-Reihe geht man neue Wege. Wurden die Rührwerke bisher standardmäßig mit einem WK-Rührer ausgestattet, kann der Kunde jetzt auch alternativ das Rührwerk ohne Rührstab erhalten und den für ihn passenden Rührer selbst auswählen. Als praktisches Hilfsmittel bietet Collomix das sogenannte »Mixagon« an, eine Übersicht, die je nach Viskosität des zu mischenden Materials den geeigneten Rührstab benennt.
Die fortschreitende Komplexität der Materialverarbeitung erfordert nach Aussage von Alexander Essing auch eine neue Kundenansprache. Der Collomix-Geschäftsführer nennt es »kundenzentrierte Kommunikation«. Der Inhalt der Nutzen-Kommunikation verlagert sich mehr vom Fachhandel zum Anwender, der direkt angesprochen werden soll. Hier spiele vor allem die digitale Informationsvermittlung über Videos, Social Media und andere Tools eine wichtige Rolle. In Gaimersheim wurde dazu ein eigenes Videostudio eingerichtet. Der direkte Austausch mit dem Handwerker vor Ort fließt auch direkt in die Produktentwicklung mit ein. So wurde die »XQ«-Reihe vor Markteinführung bei ausgewählten Handwerkern ein halbes Jahr einem intensiven Praxistest unterzogen.
Mit Innovationen wie der »XQ«-Reihe und einer Marke, die für Zuverlässigkeit, Langlebigkeit und Premiumqualität steht, sieht Alexander Essing sein Familienunternehmen für die Zukunft gut aufgestellt. Auch wenn die aktuelle Baukrise Bremsspuren hinterlassen hat, konnte Collomix diese Herausforderung gut meistern. Als Nischenanbieter mit einem Produktsortiment, das im Grunde unverzichtbar ist, schlagen Konjunkturschwankungen nicht so extrem zu Buche. »Die Auf und Abs der Bauwirtschaft wirken sich bei uns nicht so stark aus wie bei anderen Hersteller«, so Alexander Essing. Hinzu kommt etwas, was man als Haupttrumpf bei Collomix bezeichnen kann: »Wir sind das Synonym für Mixing.« Immer wieder kopiert, aber dem Wettbewerb stets einen Schritt
voraus.