»Baumesse in der Tiefe« – mit der Liebe zum Detail

»Wir haben in den letzten zehn Jahren sehr viel erreicht_ die DACH + HOLZ ist als Messe akzeptiert, die Hallen sind ausgebucht«, so Dieter Dohr, Vorsitzender der Geschäftsführung der GHM Gesellschaft für Handwerksmessen, anlässlich des Fachpresse-

treffens Anfang Oktober in den Räumen der Stahlgruber-Stiftung in München.

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Zimmerer und Dachdecker, Bauklempner, Architekten und Planer könnten sich, so Dohr, Anfang Februar wieder auf einen vollständigen Branchenüberblick und viele Neuheiten aus den Bereichen Holzbau, Dach, Fassade, Metallbearbeitung, Klempnertechnik und Ausbau freuen. Darüber hinaus biete die Veranstaltung auf dem Messegelände Stuttgart ein umfangreiches Programm mit zahlreichen Fachvorträgen und speziellen Thementagen.
»Die DACH+HOLZ International ist für viele Unternehmen als wichtige Messe der Branche gesetzt«, so Dohr weiter. Zahlreiche Aussteller hätten sich sehr frühzeitig für die Messe entschieden und ihre Stände im Vergleich zur vergangenen Veranstaltung erheblich vergrößert. Die Messe sei »anders als andere Baumessen«. Die Aussteller hätten zudem erkannt, dass die DACH+HOLZ alle relevanten Zielgruppen erreiche; die Tiefe und Breite der Angebote sowie die überragende Vielzahl an Lösungen mache das Einzigartige dieser Messe aus, die »auf dem Weg zur europäischen Leitmesse« sei, so Dohr, der aber umgehend von Karl-Heinz Schneider korrigiert wurde_ »Im Dachbereich sind wir bereits die Weltleitmesse«, so der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), der die einschlägigen Veranstaltungen rund um den Globus kennt und hier eine klare Meinung zu deren Bedeutung hat.
Die Stimmung innerhalb seiner Branche bezeichnete Schneider als gut. Bei einem Umsatz von 8,9 Mrd. € sei man »recht zufrieden«. Treibende Kraft für das Dachdeckerhandwerk waren erneut die privaten Bauherren und Eigentümer.
»Die Parameter Einkommen, Immobilienpreise und Finanzierungskonditionen beflügeln die Investitionen ins Betongold. Die Sorge um den Euro und wenig attraktive Anlagemöglichkeiten tun ihr übriges. Allerdings haben wir festgestellt, dass die Investitionen im Bereich der energetischen Gebäudesanierung niedriger ausgefallen sind. Wir hoffen, dass dieser Trend aufgehalten, oder besser noch, umgekehrt wird«, so der ZVDH-Präsident.Peter Aicher, Vorsitzender von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes – sprach über die aktuellen Chancen für den Holzbau. Im Hinblick auf die derzeitige Diskussion zur Schaffung von Wohnunterkünften könne der Holzbau eine Schlüsselrolle übernehmen, so Aicher. »Die große Stärke des Holzbaus liegt in seiner schnellen und flexiblen Bauweise mit einem hohen Anteil in der Vorfertigung«. An dieser Stelle sei es wichtig, dass entsprechend der baurechtlichen Standards geplant und gebaut und das kommunale Bauplanungsrecht beschleunigt werde, forderte Aicher. Auch empfahl er, bereits in der Genehmigungsphase über die Nachnutzung der Gebäude nachzudenken. Mit Blick auf die Weltklimakonferenz im Dezember in Paris bezeichnete der Vorsitzende von Holzbau Deutschland den Holzbau als »Klimaschutzhandwerk«. Durch die energieeffiziente Bauweise seien eine Reduzierung von CO2-Ausstößen sowie eine CO2-Bindung möglich. Um hier mehr Anreize zu schaffen, sollte die Nutzung nachwachsender Rohstoffe nach Vorbild des Münchner CO2-Bonus gefördert werden.
Die DACH+HOLZ International bezeichnete Aicher als »Leistungsschau des Zimmerer-und Dachdeckerhandwerks«. »Die Messe ist der führende Branchentreff für das Holzbau-und Dachdeckerhandwerk über Deutschlands Grenzen hinaus. Wir erwarten eine komplett ausgebuchte Messe, hohe Besucherzahlen und ein extrem breites Angebot der wichtigsten Zulieferer unseres Handwerks«.
Der Ausblick auf 2015 sei »gedämpft optimistisch«, so Aicher weiter. Umsatz und Beschäftigung würden um circa 2 % steigen. Treibende Kraft war die anhaltende Nachfrage nach Bauleistungen im Gebäudebestand. Die Nachfrage halte aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus an. Die Holzbauquote im Bundesdurchschnitt liege derzeit bei 15 % im Wohnungsbau und bei 18 % im Nichtwohnungsbau. Um die Wünsche der Aussteller nach Plätzen auf der Messe zu erfüllen, schafft die DACH+HOLZ 2016 zusätzlich eine ganz neue Fläche: die Galerie in Halle 1, die bisher nicht genutzt wurde. Dort wird es vielfältige Aktionen der Verbände geben. Mit dabei sind unter anderem der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks und Holzbau Deutschland mit den Landesverbänden Baden-Württemberg und Bayern. Zu erleben sind dort auch die Mitglieder des Zimmerer-Nationalteams, die sich in eigens aufgebauten Werkstätten auf ihre internationalen Wettkämpfe vorbereiten. Und auch Schulen, Bildungseinrichtungen und Kampagnen nutzen die Möglichkeit, sich auf der Galerie vorzustellen. Daneben ist dort eine Sonderschau zum Thema Drohnen im Dach- und Holzbau geplant, in der die speziellen Einsatzmöglichkeiten der fliegenden Mini-Roboter beleuchtet werden.
In den fünf Messehallen und dem Freigelände, auf insgesamt 70000 m2, werden rund 600 Aussteller erwartet, darunter Braas, Velux, Bauder, Knauf Insulation, Deutsche Rockwool, Rheinzink, KME, Grömo, Hundegger, Mafell, Ladenburger. »Verglichen mit der vergangenen Messe in Stuttgart in 2012 sind diesmal Aussteller aus noch mehr Ländern dabei«, so Dieter Dohr.
Das Thema des aktuellen Flüchtlingszustroms nach Deutschland setzte einen wichtigen Akzent beim Pressetreff in München. Angesichts der Nachwuchsproblematik im Dachdeckerhandwerk sei es dringend notwendig, sich mit der Ausbildung und Förderung von Flüchtlingen zu befassen und sie fürs Handwerk zu begeistern, so Karl-Heinz Schneider. »Es gibt schon gute Beispiele_ in Berlin und Köln starten bereits junge Zuwanderer mit einer Dachdeckerausbildung oder absolvieren Praktika in Dachdeckerbetrieben« – und sprach hier von einer »Willkommenskultur im Handwerk«. Gefordert sei jetzt die Politik, mehr in Sprach-und Integrationskurse zu investieren und die Bleiberechtssituation zu verbessern.

Gerd Rottstegge

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