August 2012

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Firmenkultur in Zeiten der Globalisierung


Nicht den Profit über alles erheben, sondern die Menschen in den Vordergrund stellen, verlässliche und partnerschaftliche Kundenbeziehungen pflegen und die Qualität der Arbeit in den Fokus rücken. Was wie die Utopie einiger Gutmenschen klingt, hat heute durchaus Realitätsbezug. In jüngster Zeit erreichten uns Meldungen, die auf den ersten Blick so gar nicht in die Vielfalt der üblichen Produktneuvorstellungen, Verarbeitungsreportagen und Unternehmensnachrichten passen. So teilte die Grauthoff Türengruppe mit, man habe die Prüfung durch das Institut für Wirtschaftsethik an der Universität in St. Gallen bestanden. Damit ist das Familienunternehmen aus Ostwestfalen Mitglied der »Ethics in Business«-Gilde.

»Ethics« und »Business« – ist das nicht ein Widerspruch in sich? Kann sich ein Unternehmen in Zeiten von Turbo-Kapitalismus, befeuert von den unübersehbaren Veränderungen durch die Globalisierung, so etwas wie Moral, Anstand und Verantwortung überhaupt noch leisten? »Ethik ist für uns als mittelständisches Familienunternehmen die wichtigste Grundlage für das tägliche vertrauensvolle und nachhaltige Handeln«, sagt Firmen-Chef Wolfgang Grauthoff (Lesen Sie bitte hierzu unseren »Blickpunkt« auf Seite 8). Seiner Ansicht nach habe ein Unternehmen auch einen enormen gesellschaftspolitischen Beitrag zu leisten. Das sei viel mehr wert als eine permanente Gewinnmaximierung, so Grauthoff, der das Unternehmen in zweiter Generation führt.

Auch die MeisterWerke Schulte gehören der »Ethics in Business«-Gilde an. Der Hersteller von Bodenbelägen aus Parkett, Linoleum und Laminat zählt damit zu den 74 Unternehmen, die bis heute in diese Wirtschaftsinitiative aufgenommen worden sind. Mittelständler aus Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz haben sich darin zusammengeschlossen, um andere Firmen zu nachhaltigem und ethischem Wirtschaften zu inspirieren.

Diese Auszeichnung mache die Unternehmenswerte nach außen hin sichtbar und motiviere auch andere mittelständische Betriebe dazu, ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen, so Geschäftsführer Guido Schulte. Sein Unternehmen zeichne sich dadurch aus, dass dort Nachhaltigkeit umfassend gelebt werde. Als Familienunternehmen wisse man, dass man nicht nur der nächsten Jahresbilanz, sondern vor allem den nächsten Generationen verpflichtet sei. Verantwortung übernehme man für den Standort und die Mitarbeiter, für die Partner im Markt und auch für die Herstellung nachhaltiger Produkte.

Es sei höchste Zeit für ein Instrument, das dem Mittelstand helfe, sein werteorientiertes Selbstverständnis systematisch im Unternehmen umzusetzen, beschreibt der bekannte Fernsehjournalist Ulrich Wickert seine Beweggründe, die Initiative »Ethics in Business« als Mentor tatkräftig zu unterstützen.

Unternehmen brauchen Strukturen, die sowohl den Mitarbeitern als auch der Geschäftsführung ein werteorientiertes Handeln leicht machen. Dies ergab eine aktuelle Umfrage der »compamedia-Stiftung zur Förderung ethischen Handelns in der Wirtschaft« unter 2000 Mittelständlern. Sie brauchen Orientierung und eine gewisse Verbindlichkeit, etwa im Umgang mit Lieferanten, Mitarbeitern, Wettbewerbern und Ressourcen, um wirklich verantwortungsvoll wirtschaften zu können.

In immer mehr Unternehmensleitlinien werden Werte wie Vertrauen, Fairness, Wertschätzung, Partnerschaft und Offenheit fest verankert – und sie bilden alles das, was man unter dem guten alten Begriff »Firmenkultur« zusammenfasst.

Dies kommt letztendlich den Unternehmen auch in ihrer »Außenwirkung« zugute, was bedeutet, dass sie – Stichwort Nachwuchs- und Fachkräftemangel – im »Wettstreit um die besten Köpfe« am Ende die Nase vorn haben werden.

 

Sollten Sie zu diesem Thema oder zu anderen Beiträgen in dieser Ausgabe Anregungen oder Wünsche haben, schreiben Sie uns per E-Mail an rottstegge [ät] sbm-verlag.de. Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. Eine informative Lektüre wünscht Ihnen

Gerd Rottstegge

 
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