Alte Mühle wird zum Vorzeigeobjekt

In der alten »Schermühle« in der Gemeinde Tacherting wurde dem Namen nach früher einmal Seidenzwirn hergestellt, genannt »scheren«. Später wurde sie dann als herkömmliche Mühle mit Landwirtschaft betrieben. Erste Aufzeichnungen fand Jochen Klieber, der die Mühle Anfang der 1990er Jahre erwarb, von 1850, aber sicherlich ist das Anwesen im nördlichen Landkreis von Traunstein, Bayern, bereits sehr viel früher entstanden, denn nicht umsonst ist der Ort selbst nach der Mühle benannt.

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Jochen Klieber begann auf dem Gelände zuerst als Mieter, dann als Eigentümer, mit der Entwicklung von Fahrradkomponenten. Daraus entstand das weltweit unter Profi- wie auch Freizeitradsportlern bekannte Unternehmen Syntace. Syntace produziert High-End-Equipment für Straßenrenn-, Mountainbike- und Triathlon-Fahrer der Spitzenklasse. Zum Produktportfolio zählen unter anderem spezielle gefertigte Lenker, Fahrrad-Vorbauten, Laufräder, Sattelstützen und MTB-Rahmen. Aufgrund des immer weiter wachsenden Unternehmens, der sich ändernden Bedürfnisse an Wohn- und Arbeitsbereichen und des teilweise desolaten Zustands von Gebäudeteilen wurde ab 2005 mit einer schrittweisen, aber systematischen Generalsanierung des Anwesens begonnen. Die Dämmung der Bestandswand beschäftigt das Bauteam um Markus Obpacher von Anfang an, jedoch konnte man keinen Baustoff finden der alle Vorgaben des Bauherren erfüllte. Als Jochen Klieber dann auf Informationen über die Wärmedämmfassade von Schlagmann Poroton stieß, war die Entscheidung für den Baustoff schnell getroffen. Man wartete jedoch noch ab, bis die schlankere Variante der Poroton-WDF in einer Stärke von 120 Millimeter 2011 auf den Markt kam. Ab diesem Zeitpunkt stand der Fassadensanierung nichts mehr im Weg.

Jahrelanger Umbau des Anwesens


Jochen Kliebers Ziel war es, im Dialog mit den Architekten die alte Bausubstanz soweit wie möglich zu erhalten und durch eine zeitgemäße Sanierung mit modernen Baumaterialien einen hohen Gebrauchswert des Gebäudes zu erreichen. Der Gebäudekomplex erstreckt sich auf über 1200 m² Nutzfläche. Hier ist die Wohn- und zum großen Teil die Arbeitswelt der Familie Klieber und ihrer Firma Syntace untergebracht_ Wohnung, Werkstatt, Teile der Verwaltung sowie Lager. Der erste Schritt der Umbau- und Sanierungsmaßnahmen war der Einbau einer Wandheizung in den bereits genutzten Räumen (2005), 2006 folgte ein neues Dach mit Vollwärmeschutz, 2007 der Ausbau des Erdgeschosses und Fertigstellung der Wohnung. 2008 wurde ein 130 Quadratmeter umfassender »Keller« auf Erdgeschosshöhe in das Erdreich, das sich als alter Damm zum nahegelegenen Kanal der Alz im Süd- und Westteil des Gebäudes befindet, hineingebaut. Hier sind Lager und Garagen untergebracht.Zum Keller gelangt man durch ein mit Cortenstahl verkleidetes Tor, das sich – obgleich ungewöhnlich – harmonisch in das Anwesen einfügt. 2009 wurde das Gelände auf der Westseite weiter abgesenkt, 2010 Stützmauern hier und auf der Ostseite eingezogen. 2011 begann man dann mit der Vorbereitung zur Fassadensanierung_ Durch das zuerst um circa 60 cm abgesenkte Fußbodenniveau musste teilweise das Fundament unterfangen werden, um die Stand- und Frostsicherheit des alten Gemäuers zu gewährleisten. Somit konnte man eine Dämmung der Außenwand ab Bodenniveau anbringen.
Seit Abschluss der Dachsanierungsarbeiten 2007 beschäftigte sich Markus Obpacher, der mit einem firmeneigenen kleinen Bauteam die Umbau- und Sanierungsarbeiten steuert und ausführt, mit dem Projekt »Dämmung der Bestandswände«. Die alten Wände sind aus einer Vielzahl unterschiedlicher Baumaterialien zusammengesetzt. Bei den verschiedenen Bau- und Umbauphasen des uralten Gemäuers wurde eben immer das verwendet, was als Baustoff gerade zur Verfügung stand. So ist unter anderem der Wandaufbau im Bereich des Erdgeschosses ein Mischmauerwerk aus Fluss- und Feldsteinen, im Dach- und Obergeschoss aus Fluss-, Feld- und Ziegelsteinen (Reichsformat). Zum Teil handelt es sich um Wandstärken von bis zu 70 Zentimetern. Auf der Suche nach dem geeigneten Baustoff zu einer Dämmung wurden viele Produkte auf ihre Vor- und Nachteile geprüft.
Die Vorgaben des Bauherren ergaben sich zum einen aus seiner persönlichen Einstellung, nur ökologische und wohngesunde Baustoffe verwenden zu wollen. Zum anderen aber auch aus dem vorliegenden Objekt selbst. Unter dem dringlichen Aspekt des Brandschutzes, der aufgrund der im Gebäude untergebrachten Werkstätten und Lager in unmittelbarer Nähe zu Wohn- und Arbeitsräumen von großer Bedeutung ist, schieden bereits einige Alternativen aus. Eine weitere Bedingung stellte die mechanische Belastbarkeit der Fassade dar_ Sie sollte mindestens der einer Ziegelwand entsprechen. Denn im Plan sind 26 Fassadenlampen, unzählige Steckdosen und Schalter (allein an der Westfassade gezählte 30 Stück!), eine Pergola zur Erweiterung des Eingangsbereiches im Süden sowie (bisher nicht montierte) Lamellen-Schiebeläden vorgesehen, bei deren Anbringung man unbedingt auf aufwendige Montagekonsolen bzw. das Durchstoßen der Dämmebene verzichten will. Zudem hatte man hier als Hersteller von Fahrrad-Lenkrädern und -komponenten natürlich die Beanspruchung einer Fassade durch angelehnte Fahrräder vor Augen. Ein weiterer Aspekt war, dass die Dämmstärke unter 180 Millimeter gehalten werden musste, da ein Mehr davon den benötigten Dachvorstand beträchtlich verringern würde. Als Jochen Klieber die Informationen über die Wärmedämmfassade Poroton-WDF auf dem Tisch hatte, war die Wahl der Außendämmung schnell getroffen.

Verarbeiter von sicherer Ausführung überzeugt


Poroton-WDF ist eine massive Ziegelwand, die mit einer wärmedämmenden Füllung aus mineralischem Perlit, einem natürlichen Gestein vulkanischen Ursprungs, versehen ist. Sie wurde hier im Dünnbettmörtelverfahren in einer Breite von 120 Millimetern ohne weitere vorherige Maßnahmen an der Bestandswand knirsch vorgemauert. Bewusst wurde der schiefen und krummen Mauerlinie einiger hundert Jahre gefolgt und anschließend verdübelt. Aus ästhetischen Gründen wurden zum Teil im Bereich des Erdgeschosses Silikatplatten zwischen Bestandswand und Poroton-WDF angebracht, um einen Versatz von ungefähr vier Zentimeter zu erzielen. Diese »Mauerbank« war zum Teil noch vorhanden oder wurde derart nach historischem Vorbild rekonstruiert und abschließend mit einer Edelstahlkonsole versehen. Als Endbeschichtung wurde hier kein fertiger Werksmörtel, sondern ein traditioneller Putz aus den natürlichen Bestandteilen Sand, Sumpfkalk und Mariensteiner in einer Stärke von 15 mm angebracht, der die Widerstandsfähigkeit noch weiter erhöht.
Markus Obpacher und der ausführende Bauunternehmer Haberlander waren von der Verarbeitung der Poroton-WDF nach Abschluss der Dämmmaßnahmen restlos überzeugt. Markus Obpacher_ »Ich hätte nicht gedacht, dass ein System, das erst so kurze Zeit am Markt ist, bereits so ausgereift in der Verarbeitung ist. Ausgleichsziegel, optimiertes Werkzeug und Zubehör wie Konsolen, Dübel oder Mörtelschlitten erleichterten den Arbeitsvorgang und beschleunigten den Baufortschritt.«
Dank der Kombination aus Ziegel und Perlit verfügt die Poroton-WDF über eine hohe Dämmleistung, somit konnten die Wände auf Neubauniveau angehoben werden. Die Besonderheit des Systems liegt in der äußerst stabilen und beschädigungsresistenten Ziegelschale, die sich durch eine hohe Lebensdauer und geringe Instandhaltungskosten auszeichnet.
Eine Brandlast durch die Fassade kann ausgeschlossen werden, sie gewährleistet – wie jede Ziegelwand – einen hohen Brandschutz. Nach strengen Richtlinien auf gesundheitliche Auswirkungen geprüft (eco-Institut, Köln, und Institut für Baubiologie, Rosenheim), ist der Naturbaustoff wohngesund.
Auch die innovative Perlitfüllung aus einem natürlichen Gestein, das durch unterseeische Vulkantätigkeit entstanden ist, erweist sich als baubiologisch bestens bewertet. Das Fassadendämmsystem aus Ziegeln ist somit nahezu frei von Formaldehyd, Weichmachern, Schwermetallen und Bioziden. Es kann deshalb auch als reiner Bauschutt recycelt werden. Die Poroton-WDF ist somit eine ökologische wie ökonomische Alternative zu herkömmlichen Wärmedämmverbundsystemen und überzeugte damit Bauherr und Planer vollends.
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